Kirgisen

[140] Kirgisen, die Bewohner des Steppenlandes zwischen Astrachan und China, deren Hauptnahrungszweig die Viehzucht ist. Sie besitzen Rinder, Schafe, Kameele und Pferde. Letztere liefern Fleisch, Milch, Käse, Branntwein, Kleidung etc. Diese Heerden sind ihr Reichthum, und Manche haben deren von mehreren Tausend[140] Stück. – Die Kirgisen, zum Theil Nomaden, zum Theil in festen Wohnsitzen hausend, sind tatarischer Abkunft, theilen sich in drei Horden, leben unter russischem und chinesischem Schutze, sind von schlanker, mittlerer Gestalt, haben kleine Augen, kleinen Mund, viel Stolz bei großer Gutmüthigkeit. Ihre Weiber wie bei allen halbkultivirten Völkern, untergeordnet, sind wirthschaftlich, fleißig und kunstgeübt. Sie bekennen sich zur muhamedanischen Lehre, werden von Khans regiert und haben ihren Haupthandelsplatz bei Petropaulowsk. Alle 3 Horden geben eine Anzahl von etwa 500,000 Individuen. Die K. sind schlechte Fußgänger, da sie ihr ganzes Leben fast nur zu Pferde oder auf ihren Filzdecken sitzend zubringen. Unter den Kindern und jungen Leuten findet man hübsche Physiognomien. Ihre Hautfarbe ist meistens stark gebräunt. Die Weiber flechten ihr Haar in viele Zöpfe. Die Männer tragen eine Art langer Schlafröcke von Leinewand, Baumwolle und Seidenzeug, meistens mehrere derselben über einander. Die Kleidung der Frauen ist jener der Männer ähnlich, nur ist der Ueberwurf vorn bis zum Gürtel offen und wird mit vielen kleinen Knöpfen zugemacht. Außerdem tragen sie weite Beinkleider und Stiefel. Sie umgürten sich mit einer Schärpe und ziehen über das Ganze noch eine Art bukharischen Schlafrockes an. Ihre Haare durchflechten sie mit Schnüren oder setzen eine Art kegelförmiger Hauben auf. Die Verheiratheten umwinden ihren Kopf mit buntfarbigen Tüchern, die eine Art Pyramide bilden. Sie tragen eine Menge Ringe und Ohrgehänge. Die Frauen der Vornehmen schminken ihre Wangen roth und ihre Nägel braun.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 140-141.
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