Luftpumpe

[430] Luftpumpe. Eine Vorrichtung, welche, der gewöhnlichen Wasserpumpe ähnlich, bestimmt ist, aus irgend einem Gefäß die darin befindliche Luft zu ziehen. Hierzu bedient man sich eines messingenen oder gläsernen Cylinders, welcher inwendig vorzüglich glatt ist und in welchem sich ein Stempel luftdicht auf- und abschieben läßt. Der Cylinder steht unten durch eine Röhre in Verbindung mit einem eben geschliffenen messingenen Teller, auf welchen eine gut gerundete, unten gleichfalls eben geschliffene Glasglocke[430] luftdicht paßt. Bringt man nun den Stempel in Bewegung, so wird die Luft unter der Glocke verdünnt werden, indem, bei gleichen Dimensionen des Cylinders und der Glocke, die in letzterer befindliche Luft sich immer halbirt, so daß endlich die Luft aus der Glocke ganz ausgesogen wird. In einem solchen luftleeren Raume siedet das Wasser schon bei der Wärme der Hand, bringt die Verdampfung des Aethers, Wasser, zum Frieren. In einem solchen Raume stirbt ein hinein gebrachter Vogel augenblicklich, fällt eine Fliege zu Boden (obwohl sie auffallend lange im luftleeren Raume leben kann) und vermag trotz aller Anstrengung nicht zu fliegen, weil sie nicht wie sonst durch die Luft getragen wird. In solchem Raume verlöscht alles Feuer und ein Feuerzeug, welches man abdrückt, zündet nicht; Schießpulver, durch Funken berührt, flammt nicht auf. Nimmt man statt der Glocke einen Cylinder mit ebenem Boden, so wird dieser durch den Druck der äußern Luft zerschmettert. Nimmt man zwei Halbkugeln mit Ringen versehen, welche flach auf einander passen (der berühmte Versuch des Bürgermeisters zu Magdeburg, Guerike, des Erfinders der Luftpumpe, welche in ihrer ersten einfachsten Gestalt sammt diesen Halbkugeln sich auf der Bibliothek zu Berlin befindet), und zieht aus diesen Halbkugeln, welche zusammen eine ganze bilden, die Luft aus, so gehören zwei sehr starke Männer dazu, wenn sie dieselbe aus einander reißen sollen. Die Luftpumpe, eines der wichtigsten Instrumente der Physik, hat uns erst die Beschaffenheit und die Körperlichkeit der körperlos scheinenden Luft kennen gelernt.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 430-431.
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