Matrone

[147] Matrone. Die Römer nannten so die Juno, als Beschützerin der Mütter. Später ging der Name auf edle Frauen von reiferen Lebensjahren über, und was dem Jünglinge und Manne der silbergelockte Greis, das ist die Matrone der Jungfrau und Gattin: ein Vorbild, eine Lehrerin, sanft berathend, die zarte Sitte ehrend, Gehorsam und Ergebung lehrend, reich an Erfahrung, geprüft durch Lebensstürme, der Leidenschaft entkleidet, ein ehrwürdiges Bild voll Hoheit und Milde, auf das die jüngere Generation mit Verehrung blickt. Wie dem Greise, wohnt auch der Matrone ein ungemeiner poetischer Reiz inne, was jener durch Erfahrung und Seelenruhe den Jünglingen, ist diese den Mädchen: Lehrerin, Warnerin, Priesterin der edlen Sittsamkeit. – Darum ihr Jungfrauen, windet Blumen in die greisen Locken einer Mutter oder Großmutter, die Kinder geboren, sie gesäugt, erzogen, in Liebe gehegt und der Welt gegeben als edles Abbild ihres Selbst. Wenn sie des Lebens Dornenbahn durchzogen, streut ihr am Lebensabend Blüthen auf den Pfad, denn was sie ist, werdet auch ihr einst sein, [147] und wie die scheidende Sonne blickt auch ihr dann über das neue Geschlecht, von euch geboren, erzogen und gebildet! Jede Saat, aber in Liebe und Gottvertrauen gesäet, trägt goldene Früchte, und wir alle sind ja nur Früchte, die zum Himmel emporreifen. Dort ist unsere Heimath; wir ragen in das unbekannte Jenseits hinein, und steht der Fuß in Ungewittern, so badet sich das Haupt in Sonnenstrahlen, und diese ewige Sonne leuchtet uns Allen und strahlt am schönsten dann, wenn die Erdennacht geendet und der Moderstaub von den Schwingen der befreiten Psyche gefallen.

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 147-148.
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