Merlin

[196] Merlin, der mächtige Zauberer des Sagenkreises, geb. im 5. Jahrhundert, Sohn eines Römers, nach Andern eines Zauberers und einer englischen Königstochter, die Nonne war. Er stand bei 4 englischen Königen in hohem Ansehen, und zahlreich sind die Wunder, welche das Sagenbuch von ihm berichtet. So versetzte erz. B. Felsen von der Küste Irlands nach England, belebte diese, ließ sie zu Riesen heranwachsen und dem Könige Ambros dienen. Dem Könige Pentheagon verschaffte er die Zuneigung der schönen Ingrene, indem er ihm die Gestalt ihres Gatten verlieh. Als Lohn für dieses Zauberwerk erhielt er den aus dieser Liebe entsprossenen Sohn Arthur (Artus s. d.), den er erzog und welcher später die Tafelrunde stiftete. Ueberhaupt streift die ganze Sage, welche die Geschichte jener Jahrhunderte in dichten Nebel hüllt, in das Hyperromantische. Merlin wird als ein Greis mit silberweißem Barte geschildert, der die Einsamkeit liebt, fern vom Geräusch der Welt im Waldesdunkel haust, nur in wichtigen Momenten bei Hofe erscheint und stets von einem mystischen Nimbus umgeben ist. Nach seinem Tode ward er auf der Insel Bardsey begraben; erstand aber häufig aus dem Grabe, um entweder zu warnen, wahrzusagen oder seine Prophezeihungen zu erfüllen.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 196.
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