Spohr, Louis

[363] Spohr, Louis. Dieser tiefsinnige Componist, einer der größten Meister in der Harmonie, obwohl seinen Tonstücken auch nicht der Zauber der Melodie fehlt, gleicht mit seiner elegischen Gemüthsstimmung und Abgeschiedenheit einem alten Barden, der einsam auf einer Felsenklippe am Meere steht, und sich wehmüthig, aber mit dem Selbstgefühl der Kraft, auf seine Harfe lehnt. Geb. 1783 zu Seesen im Braunschweigischen, bildete er sich schnell zu einem trefflichen Violinspieler aus und erntete als solcher auf seinen vielen Kunstreisen den stürmischsten Beifall. 1805 folgte er einem Rufe als Concertmeister nach Gotha, verheirathete sich hier mit der gefeierten Pianoforte- und Harfenspielerin Dorette Scheidler (geb. den 2. Decemb. 1787, gest. 1834), wirkte später als Dirigent der Oper an dem Theater an der Wien in Wien und an dem in Frankfurt a. M., und erhielt 1820 die Stelle eines Kapellmeisters in Kassel, wo er noch lebt. Opern, wie seine so sorgfältig ausgeführte »Jessonda,« das wunderliebliche Tongedicht: »Zemire und Azor,« und der gewaltige, geniale »Faust,« die erhabenen Oratorien: »das befreite Deutschland« und »die letzten Dinge,« sein berühmtes Notturno, ferner seine zahlreichen Quartette, Sonaten, Concerte, Symphonien, und seine Gesang- und Harfencompositionen überhaupt stellen ihn unbedingt den jetzt lebenden größten Tonkünstlern und Componisten würdig an die Seite. Geringeren Beifall erwarb er sich mit den Opern: »der Berggeist« und »Pietro de Abano,« bewährte aber desto glänzender seinen Ruf als gediegener, musikalischer Schriftsteller durch seine zuletzt erschienene »Violinschule.«

–i–

[363]

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 363-364.
Lizenz:
Faksimiles:
363 | 364
Kategorien: