Veturia, Coriolan's Mutter

[339] Veturia, Coriolan's Mutter, Coriolan's Mutter, ist in der Geschichte durch den Einfluß bekannt, den sie in einer wichtigen Angelegenheit Roms über ihren Sohn ausübte. Dieser war von seinen Mitbürgern in die Verbannung geschickt worden, hatte sich dann mit den Volskern vereinigt und stand, im Jahr 266 nach Roms Erb., mit einem drohenden Heere vor der Stadt. Umsonst versuchte man den Weg der Unterhandlung, um ihn zum Frieden zu bewegen. Da versammelten sich die Frauen in großer Zahl bei C's Mutter Veturia und seiner Gattin Volumnia, und baten diese, einen Versuch zu machen, ob ihr Flehen und ihre Thränen nicht den Erbitterten zu erweichen vermöchten. Mit Widerstreben und voll Furcht des Mißlingens gab V. ihre Einwilligung zu dem gewagten Schritte, und von ihrer Schwiegertochter und ihren Enkeln begleitet, begab sich die hochbetagte Frau in das feindliche Lager. C. empfing die Seinigen mit unverkennbarer Freude, allein V. wies seine Umarmungen zurück und rief: »Laß mich vorerst wissen, ob ich zum Feinde oder zum Sohne komme? ob ich in Deinem Lager Gefangene oder Mutter bin? Dafür mußte ich mein langes Leben und ein unseliges Alter hinschleppen, damit ich Dich als Verbannten, dann[339] als Feind erblicke?« So fuhr sie fort zu reden und zeigte auf seine Kinder, denen, wenn er auf seinen Racheplänen bestehe, eine lange Knechtschaft bevorstehe. Bei den letzten Worten fiel sie ihm zu Füßen – und hatte gesiegt! C. vermochte nicht, die gleich den Göttern von ihm Verehrte lange in dieser bittenden Stellung zu sehen, und erwiderte: »O meine Mutter, Du entwaffnest mich. Rom ist gerettet, aber – fügte er leise hinzu – Dein Sohn ist verloren!« Ohne Aufenthalt führte der Edle nun seine Scharen zurück, wurde aber bald darauf von den Volskern ermordet. – Rom empfing V. und ihre Begleiterinnen mit lauten Freudenbezeugungen und der Senat ließ der weiblichen Glücksgöttin auf Kosten des öffentlichen Schatzes einen Tempel erbauen, und zwar an derselben Stelle, wo V. ihren Sohn versöhnt hatte.

E. v. E.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 339-340.
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