Einfachheit

[239] Einfachheit bedeutet Freisein von Teilen und Ausdehnung. Einfach ist der geometrische, der dynamische Punkt, das Atom, einfach ist die Ichheit in ihrer (abstracten) Reinheit. Von einigen wird die Seele (s. d.) für ein einfaches Wesen gehalten.

CHR. WOLF definiert: »Ens simplex dicitur quod partibus caret« (Ontol. § 673), »extensum non est« (l.c. § 675), »est indivisibile« (l.c. § 670), »nulla praeditum est figura« (l.c. § 677), »caret magnitudine« (l.c. § 678), »nullum spatium implere potest« (l.c. § 679). Das Einfache ist das schlechthin Teillose, Größelose, Formlose u.s.w. (Vern. Ged. I, § 81). Wie LEIBNIZ (S. Monaden) erklärt er: »Wo zusammengesetzte Dinge sind, da müssen auch einfache sein« (Vern. Ged. I, § 76). KANT betont, »daß, wenn unsere Sinne auch ins Unendliche geschärft würden, es doch für sie gänzlich unmöglich bleiben müßte, dem Einfachen auch nur näher zu kommen, viel weniger endlich darauf zu stoßen, weil es in ihnen gar nicht angetroffen wird; da alsdann kein Ausweg übrigbleibt, als zu gestehen: daß die Körper gar nicht Dinge an sich selbst, und ihre Sinnenvorstellung, die wir mit dem Namen der Körperlichen Dinge belegen,. nichts als die Erscheinung von irgend etwas sei, was, als Ding an sich selbst, allein das Einfache. enthalten kann, für uns aber gänzlich unerkennbar bleibt« (Üb. e. Entdeck. S. 29). »Ein Object sich als einfach vorstellen, ist ein bloß negativer Begriff, der der Vernunft unvermeidlich ist, weil er allein das Unbedingte zu allem Zusammengesetzten... enthält, dessen Möglichkeit jederzeit bedingt ist.« Ob das Ding an sich einfach oder zusammengesetzt ist, können wir nicht wissen (gegen die Monadologie) (l.c. S. 29). – FECHNER erklärt: »Das psychisch Einheitliche und Einfache knüpft sich an ein physisch Mannigfaltiges, das physisch Mannigfaltige zieht sich psychisch ins Einheitliche, Einfache[239] oder noch Einfachere zusammen« (Elem. d. Psychoph. II, 526). R. WAHLE: »Der Begriff, des Einfachen ist die vernünftig nicht faßbare Verkörperung des Wunsches, den Gegensatz von demjenigen zu begreifen, an dem wir Teile wahrnehmen können« (Das Glanze d. Philos. S. 90). Vgl. Monaden, Teilbarkeit, Unendlichkeit.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 239-240.
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