Regulativ

[244] Regulativ ist jedes Denkprincip, welches zwar nicht eine bestimmte, positive, abgeschlossene Erkenntnis (bezw. deren Object) constituiert, wohl aber als Regel zur methodischen, einheitlichen, consequenten, nirgends begrenzten Betrachtungsweise von Erfahrungsinhalten dient, als Regel im unbegrenzten Fortgange der Erkenntnis über jede gegebene Erfahrung hinaus. Regulativ sind alle »Ideen« (s. d.) der Vernunft, regulativ ist das Zweckprincip (s. d.). Die Unterscheidung von constitutiv (s. d.) und regulativ begründet KANT (s. Ideen, Zweck). »Der Grundsatz der Vernunft... ist eigentlich nur eine Regel, welche in der Reihe der Bedingungen gegebener Erscheinungen einen Regressus gebietet, dem es niemals erlaubt ist, bei einem schlechthin Unbedingten stehen zu bleiben. Er ist also kein Principium der Möglichkeit der Erfahrung und der empirischen Erkenntnis der Gegenstände der Sinne, mithin kein Grundsatz des Verstandes. denn jede Erfahrung ist in ihren Grenzen (der gegebenen Anschauung gemäß) eingeschlossen, auch kein constitutives Princip der Vernunft, den Begriff der Sinnenwelt über alle mögliche Erfahrung zu erweitern, sondern ein Grundsatz der größtmöglichen Fortsetzung und Erweiterung der [244] Erfahrung, nach welchem keine empirische Grenze für absolute Grenze gelten muß, also ein Principium der Vernunft, welches als Regel postuliert, was von uns im Regressus geschehen soll, und nicht anticipiert, was im Objecte vor allem Regressus an sich gegeben ist« (Kr. d. rein. Vern. S. 413). Regulativ sind die, Principien der Homogeneïtät! Specification (s. d.), Continuität. Bei NATORP: Principien der Generalisation, Individualisation, des stetigen Überganges (Socialpäd. S. 169).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 244-245.
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