Scharfsinn

[279] Scharfsinn (sagacitas) ist die Anlage zum feinen analytischen Denken, die Fähigkeit klarer Zerlegung von Vorstellungsinhalten und Gedanken, die leichte und treffende Urteilsfähigkeit. CHR. WOLF definiert: »Wer viele Deutlichkeit in den Begriffen der Dinge hat und also genau herauszusuchen weiß, worinnen eines einem andern von seiner Art ähnlich und worinnen es hinwiederum von ihm unterschieden ist, derselbe ist scharfsinnig« (Vern. Ged. 1, § 850). Nach MAASS urteilt der Scharfsinn gut über die Verschiedenheiten der Dinge (Üb. d. Einb. S. 17). G. E. SCHULZE erklärt: »Der Scharfsinn dringt in die Verborgenheiten der Dinge ein« (Psych. Anthropol. S. 238). FRIES definiert: »Scharfsinn ist das feine Unterscheidungsvermögen« (Log. S. 336). Nach C. G. CARUS ist der Scharfsinn »ein Vermögen des Geistes..., in irgend einer Erscheinung des innern oder äußern Sinnes, unter dem Lichte der Idee, alle darin liegenden Verschiedenheiten und besonderen Beziehungen mit Genauigkeit zu entfalten und zu sondern« (Vorles. üb. Psychol. S. 40S). Nach BENEKE bezieht sich »Scharfsinn« auf die besondere Feinheit und Genauigkeit des Denkens (Lehrb. d. Psychol.3, S. 103). Nach M. CARRIERE ist die Tätigkeit des Scharfsinnes, »die Unterschiede der Dinge klar und scharf zu bestimmen und damit jegliches in seiner Eigenheit festzuhalten« (Ästhet. I, 205). Nach VOLKMANN besteht der Scharfsinn in der Klarheit des Denkens (Lehrb. d. Psychol. II4, 294 f.).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 279.
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