Wieland

[1082] Wieland ahd. Wiolant, angelsächs. Veland, altnord. Völundr heisst der Held eines aus mythischer Anschauung hervorgegangenen Sagenkreises, dessen Hauptinhalt folgender ist: Riese Wada, der Sohn des Wilkinus und der Meerfrau Wachilde,[1082] gibt seinen Sohn Wieland erst bei Mime, dann bei Zwergen in die Lehre, die ihn zum kunstreichsten Schmied machen. Darauf wohnt er mit seinen Brüdern Eigil und Slagfidr eine Zeitlang in Ufdalir, wo sie drei Schwanjungfrauen finden und mit ihnen zusammenleben, bis diese nach sieben Jahren als Walküren davonfliegen. Dann kommt Wieland zu König Nidung und besiegt im Wettkampfe den Schmied Amilias mit dem Schwerte Mimung. Nidung lässt ihn lähmen, aber Wieland rächt sich, indem er des Königs beide Söhne tötet und seine Tochter entehrt; ihr gemeinsamer Sohn ist der Held Wittich. Dann entflieht er in einem Federkleid. – Die Sage vom Schmied Wieland war im Mittelalter weit verbreitet, wie u.a. viele mit Wieland zusammengesetzte Ortsnamen bezeugen. Dagegen ist leider kein deutsches Gedicht dieses Inhaltes erhalten geblieben; bloss ein dem 14. Jahrhundert angehöriges Gedicht Friedrich von Schwaben erzählt Abenteuer des Helden, die eigentlich diejenigen Wielands sind; unter dem Namen Wieland, heisst es hier, habe Friedrich seine Geliebte Angelburg, ein halb geisterhaftes Wesen, gesucht und sei ihm Hoffnung gemacht worden, an einem bestimmten Ort seinen Wunsch zu erreichen. Als er dort angelangt ist, sieht er drei Tauben zu einer Quelle fliegen, die sich darin baden wollen. Indem sie die Erde berühren, werden sie zu Jungfrauen, deren, eine Angelburg ist. Sie werfen ihre Gewänder ab und springen ins Wasser. Wieland, durch Hilfe einer Wurzel unsichtbar, nimmt ihnen die Kleider weg. Darüber erheben die Mädchen grosses Geschrei, aber Wieland, sichtbar hervortretend, erklärt sich nur dann zur Zurückgabe der Kleider bereit, wenn eine davon ihn zum Manne nehmen wolle. Sie entschliessen sich endlich und überlassen ihm die Wahl, worauf er die geliebte Angelburg wählt, die mit Freuden den Friedrich von Schwaben in ihm erblickt. Reicher fliessen (die Quellen der Wielandssage in der altnordischen Litteratur; die Wölundarquida, ein Heldenlied der alten Edda (siehe unter dem Artikel Edda das zweiundzwanzigste Lied der Heldensage), dem übrigens nach Simrock wahrscheinlich ein deutsches Lied zu Grunde liegt, erzählt von Wieland. Noch deutlicher liegt der deutsche Ursprung in der Vilkina- oder Viltina-Sage vor, einem nordischen Prosaroman, der um das Jahr 1300 aus Mitteilungen sächsischer und westfälischer Männer zusammengestellt worden ist. Auch die Franzosen kannten die Sage von Wieland oder Galland, wie er bei ihnen heisst; ein französischer Roman dieses Stoffes, Partenopeus und Melior, wurde wahrscheinlich von Konrad von Würzburg unter dem Namen Partinopier und Meliur ins Deutsche übertragen.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 1082-1083.
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