Carolus (9)

[563] 9Carolus, (29. Jan.), der achte Abt des Klosters Villers (Villarium) in Brabant, stammte von den Grafen von Seyn ab und zeichnete sich unter Kaiser Friedrich I. durch Tapferkeit und andere militärische Tugenden aus. Doch die Betrachtung der Eitelkeit der Welt bewog ihn, in das Kloster Hemmenrode (Bisthums Trier) zu treten, und er lebte darin als Beispiel und Muster aller Tugenden. Als jedoch der Erzbischof von Köln zur Gründung des Klosters Heisterbach einen fähigen Religiosen begehrte, wurde Karl mit der Sendung dahin betraut; aber kaum hatte er diese Gründung vollbracht, ward er zum Abte obgenannten Klosters Villers erwählt, welche Würde er jedoch nur auf ausdrücklichen Befehl des Generalcapitels annahm. Als ihn einst ein vornehmer Herr fragte, wie er sich mit Bohnen und Erbsen begnügen könne, da er doch bessere Speise gewohnt gewesen, erwiderte er: »Ich mische in meine Speisen drei Pfefferkörnchen, die sie sehr schmackhaft machen, nämlich die Handarbeit, die Nachtwachen und die Erwartung einer höhern bessern Speise.« Endlich legte er sein Vorsteheramt nieder und begab sich wieder nach Hemmenrode zurück, konnte aber gegen seinen Wunsch nicht lange daselbst bleiben, sondern mußte auf den Ruf seiner Oberen die Abtei St. Agatha reformiren, wo er dann im Jahre 1209 sein Leben beschloß. Nach seinem Tode wurde seine Aufnahme zur ewigen Anschauung Gottes einer frommen Matrone geoffenbart. Die Bollandisten geben die über ihn verfaßten Acten ausführlich, gerade in der Weise, wie bei den wirklich Heiligen und Seligen, enthalten sich aber, ihm einen Titel beizulegen, wahrscheinlich weil sie über seine kirchliche Verehrung nichts haben finden können. Oder sollte bei ihnen der Titel »selig« in der Aufschrift aus Versehen weggeblieben seyn? Bei anderen Hagiologen (z.B. bei Lechner) hat er diesen Titel.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 563.
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