Marinus, S. (24)

[250] 24S. Marinus, M. (8. Aug. al. 18. Oct.). Dieser hl. Martyrer lebte noch um die Zeit, der diocletianischen Verfolgung. Sein Beiname Senex, der Greis, deutet auf ein hohes Alter. Sein Geburtsort war Anazarbus in Kleinasien, Provinz Cilicien. Unter dem Präfecten Lysias ergriffen, nach Tarsus geführt und vor Gericht gestellt, legte er ein freies Bekenntniß seines Glaubens ab: er sei Christ, sagte er, und ein Knecht Christi. Darauf legte ihm Lysias die Befehle des Kaisers vor, und gab ihm die Wahl zwischen grausamen Martern und kaiserlichen Ehrenerweisungen. Der Heilige besann sich nicht lange, sondern entgegnete: »Deine Ehren und deine Freundschaft stelle ich weit hinter Christus, weil sie flüchtig und hinfällig sind. Ich kenne eine bessere Hoffnung, die mir in Christus, meinem Erlöser, gegeben ist, nämlich daß denen, die zu Ihm gehen, das ewige Leben zu Theil werde. Dieses Leben liebe ich, nach diesem Leben verlange ich. Den Götzen opfere ich nicht, denn sie sind Menschenwerke«. Lysias erklärte, diese Beleidigung der Götter nur aus besonderer Rücksicht auf seine grauen Haare und aus Ehrfurcht vor seinem Greisenalter nicht strafen zu wollen, aber er müsse zuletzt strafen, wenn er nicht opfere. Da sprach der Martyrer die herrlichen Worte: »Wer nach Christus verlangt, weicht vor keiner Drohung und geht nicht unter, wenn ihn das Schwert durchbohrt. Ich habe Christum angezogen und deßhalb kann ich deine Peinen verachten«. Lysias sah ein, daß er hier mit Güte nichts richten könne. Er sprach: »Milde ist bei diesem Alten nicht angewendet«, und ließ ihn entkleiden, dann auf den Boden legen und mit grünen Ruthen hauen. Nach vollzogener Execution beschwerte man ihn mit Ketten und legte ihn bis zum andern Tage ins Gefängniß. Am folgenden Tage ließ ihn Lysias wieder vor sich führen, erinnerte ihn an sein hohes Alter und an seinen nahen Tod, und fragte, ob er noch nicht zur Besinnung gekommen sei und auf seinem Eigensinn bestehe. Der Martyrer sprach: »Ich bin durch den Glauben an Christus gestärkt und opfere den Teufeln nicht; ich ehre vielmehr den Einen Gott, welcher Himmel und Erde und alle Dinge aus Nichts erschaffen hat, nach dessen weisester Vorsicht in Annehmlichkeit und mannigfacher Weise geschieht, was von ihm angeordnet ist«. Jetzt hatte Lysias kein Erbarmen mehr. Dieser alte Mann, der wie ein Felsen vor ihm dastand, und der mächtigen Eiche gleich, sich nicht beugen ließ, erregte seinen Zorn aufs Heftigste. Er gab den grausamen Befehl, ihn an den Zehen aufzuhängen und seinen Leib mit Schwertern zu zerschneiden. Während der Befehl vollzogen wurde, betete der Heilige: »Herr hilf mir und gib Geduld deinem Kämpfer, daß ich ohne Schuld das Ende dieses Wettkampfes erreiche«. Eine neue Aufforderung zu opfern, beantwortete er nicht, sondern fuhr fort zu beten: »O Herr, von Jugend auf hast du die Flamme böser Begierden in mir erstickt und setzt hast du mich dieser Gnade (des Martyrthums) würdig gehalten: o gib nicht zu, daß der Satan mich verblende«. Nun ließ der Richter auch noch Feuer herbeibringen und den zerfleischten [250] Leib des Martyrers langsam braten. Da er auch diese Qual standhaft ertrug, gab endlich Lysias den Befehl zur Enthauptung. Die Christen, die ihn begruben, ungefähr 6 Meilen vor der Stadt, wurden angezeigt und gleichfalls getödtet. Dieses Märtyrthum setzt Baronius (und nach ihm auch die neueren Boll. Oct. VIII. 274) ins J. 285. Die Acten, welche wir unserer Erzählung zu Grunde gelegt haben, tragen alle Zeichen der Aechtheit. Die Griechen ehren diesen hl. Marinus am 18. October. (II. 346).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 250-251.
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