Aesopus

[57] Aesopus soll ein phrygischer Sklave um 550 v. Chr. gewesen sein, der zuletzt von seinem Herrn, einem samischen Philosophen, freigelassen wurde; seinen Tod habe er in Delphi durch die Rache der Priester gefunden, weil er deren Trug aufgedeckt. Er gilt als der Vater der Fabel. Die neueste Kritik bestreitet seine Geschichte und ganze Existenz und behauptet, in der Geschichte des Aesop sei das Herüberwandern der Fabel aus dem Morgenlande nach Griechenland, ihre untergeordnete Stellung zu der epischen und dramatischen Poesie und ironisch das Schicksal angedeutet, das der Fabel widerfahre, wenn sie frei an den Mann gebracht oder angewandt werde. Die äsopischen Fabeln wurden frühe gesammelt und bearbeitet; unter Augustus geschah es durch den Freigelassenen Julius Phädrus, dessen Bearbeitung wir besitzen; durch Ignatius Magister (aus dem 9. Jahrh.) und Planudes (aus dem 14. Jahrh.) sind uns die Erzählungen über Aesops Leben erhalten und die Sammlung von Fabeln, die aus den wenigen ursprünglichen allmälig durch Umarbeitung, Gegensätze und Parallelen erwuchs. 2. Der Sohn eines röm. Schauspielers gleichen Namens, löste im Uebermuthe eine große Perle in Essig auf und verschlang sie; der Vater Aesop war Ciceroʼs Lehrer in der Declamation und Action.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 57.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika