Anastomose

[174] Anastomose bedeutet in der Anatomie die Einmündungsstelle eines Gefäßzweiges (s. Adern) in ein anderes Gefäß. Die Bestimmung sämmtlicher Verbindungen der drei Gefäßsysteme bei den höhern Organismen ist dieselbe, nämlich die Unterbrechung des Blutumlaufes allenthalben möglichst zu vermeiden. Im Lymphgefäßsystem, wo die fortbewegende Kraft zum größten Theile in der Einsaugungsfähigkeit der Gefässenden beruht, wo die unzähligen Klappen allenthalben die Fortführung der Lymphe unterbrechen können, kommen die Anastomosen am häufigsten vor. Sie sind aber durchaus unbeständig und daher nicht einzeln beachtet mit Ausnahme der Einmündung des ductus thoracicus, des gemeinschaftlichen Lymphgefäßstammes, in die linke Schlüsselbeinvene. Unter den sehr vervielfältigten Anastomosen des venösen Gefäßsystemes sind die merkwürdigsten das vielfach anastomosirende Venensystem des Gehirns (s. Gehirn) und die große Anastomose zwischen der Pfortader und der unteren Hohlader kurz vor der gemeinschaftlichen Einmündungsstelle in die rechte Herzkammer. Bei dem arteriellen Gefäßsysteme sind die Anastomosen weniger häufig als bei dem Lymph- und Venensystem, aber beständiger als jene; das Gehirn zeigt die meisten und beständigsten Anastomosen, und die Organe der Bauchhöhle, namentlich der ganze Darmkanal (tractus intestinalis) sind durch die mächtigsten Anastomosen vor jeder Unterbrechung des Kreislaufes des Blutes geschützt (Anastomose d. Fötus s. Fötus).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 174.
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