Apfelbaum

[216] Apfelbaum, Pyrus Malus L., die Stammart für alle unsere Apfelsorten, und als Holzapfelbaum in unseren Waldungen wild. Die edlen Sorten werden durch Veredlung derselben auf Kernwildlinge oder auf Ableger mittelst Oculiren, Copuliren oder Pfropfen fortgepflanzt und vermehrt. Uebrigens bewurzeln sich auch Stecklinge von edlen Apfelsorten und können Bäume auf diese Art erzogen werden ohne Veredlung; es ist aber weder Zeitgewinn dabei, noch weniger Mühe; zu Unterlagen für Hochstämme dienen am besten die obigen Kernwildlinge; für hohe Pyramiden und Halbhochstämme die Kernwildlinge vom Heckapfel (Malus frutescens), und für Zwergformen, Spaliere und Obstorangerie die Wurzelschößlinge vom Paradies- oder Johannisapfel (M. paradisiaca). – Um solche Zwergobstbäumchen recht niedrig zu ziehen, müssen schon die noch nicht veredelten Paradiesapfelstämmchen in Töpfe gepflanzt und im folgenden Jahre erst veredelt werden mittelst Spaltpfropfen. Es eignen sich dazu nur Sorten, welche nicht stark ins Holz treiben, z.B. Calville, roth und weiß; die edelsten Reinetten und der Gräfensteiner. Zu Spalieren, Vasen, Spinnrocken und Kesselbäumen, so wie zu Pyramiden wird gleichfalls das tiefe Spaltpfropfen dem Kopuliren oder Oculiren vorgezogen, und nebst den vorigen Sorten empfehlen sich dazu namentlich der kleine Api, Sommeragat, Anis-, Fenchel-, Tauben-A., weiß und roth, Sommer-Rambour, beide Kurzstiel, Pfund-A. u.a.m. Zu hohen Pyramiden, Halbhochstämmen und Hochstämmen wird besser kopulirt u. oculirt, und von diesen für windige kalte Lagen: beide Borsdorfer, goldgelbe Sommer-Reinette, Erfurter Herbst-, Safran-, Muscat-Reinette, franz. graue Reinette, Safran-A., rother Winter-Rambour, Luiker, Carpentin, Warrasch-A., kleiner Reitzerling, gestreifter Schwanapfel, kleiner [216] Herren-A. – Für rauhe, aber immer noch sehr exponirte Gegenden taugen außer den vorigen von Reinetten die Wachs-, große und kleine, Kasseler, gestreifte, Harlemer, Zimmt-, von Breda-, Glanz- und die lange rothgestreifte grüne R., Sommer-Schafnase, Winter-Goldparmäne, königl. rother Kurzstiel, brauner und weißer Matapfel, Langscheider, großer und kleiner rheinisch. Bohn-A., rhein. Naberling, Meißner, Malvasier, Anhänger, Scheuern-A., Karls-A., grüner Käs-, brauner Sommer-Käs-A., gestreifter Winteragat-A., Citronat-A., edler Prinzessin-A., gestreifter Back-A., Herbst-Glocken-A., Pomeranzen-A., Granat-A. und großer poln. Pauliner. – Die Wurzeln des A. gehen ziemlich flach; er darf also nicht tief gesetzt werden, so wie er überhaupt gegen nasse, gegen kiesige Böden und namentl. gegen herrschende kalte Zugwinde empfindlich ist. Moos, Krebs und krüppelhafter Trieb sind die Folgen davon. – Der nöthige Abstand für Apfelbäume bei Anpflanzung von Baumgütern ist mindestens 35' für Hochstämme; 15–20' für Halbhochstämme und große Pyramiden. – Zur längern Haltbarkeit des Apfelobstes ist wesentlich, daß die Aepfel 1) bei trockenem hellem Wetter abgenommen, in einem lustigen Orte auf Stroh gelegt werden und daselbst mindestens 8 Tage bleiben, bis sie gehörig »verschwitzt« haben; 2. daß sie dann erst an einem frostfreien Orte oder in einem trockenen Keller mit dem Stiel auf Holz gelegt aufbewahrt werden. Uebrigens sind die einzelnen Sorten verschieden bezüglich der Dauer ihrer Haltbarkeit. Auch in sogen. »Mieten« im Freien lassen sich die Aepfel, wenn man große Mengen davon hat, aufbewahren. Das Verfahren dabei ist ganz wie bei Kartoffeln. – Bei den Alten war der Apfel ein Symbol der Sonne; man sieht daher oft den Apollo mit einem Apfel in der Hand dargestellt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 216-217.
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