Baco

[369] Baco (Bacon, spr. Behkʼn), Roger, ein engl. Mönch, der größte Experimentalphysiker des Mittelalters, welches ihn mit dem Beinamen doctor mirabilis ehrte, geb. 1214 zu Ilchester in der Grafschaft Somerset, studierte in Oxford, wurde in Paris Doktor der Theologie, 1240 Franziskaner, lehrte an der Universität, bis er in Hast gerieth, aus welcher ihn sein Freund, der Cardinalbischof von Sabina, päpstlicher Nuntius in England erst befreite, nachdem er selbst als Clemens IV. Papst geworden war. Später wurde B. durch den General seines Ordens abermals eingekerkert und erst nach Nikolaus IV. Tod wiederum frei; st. 1292 oder 1294. B. ist der Erfinder der Vergrößerungsgläser, hegte sinnreiche Ansichten von Optik, z. B, über Strahlenbrechung, scheinbare Größe der Gegenstände, den Umfang der Sonne und des Mondes; er kannte ein unauslöschliches Feuer (Phosphor), sagt ausdrücklich, daß man mit einer Mischung von Salpeter, Kohle und Schwefel Donner und Blitz nachahmen könne, suchte auch den Kalender zu verbessern. Daß B. von dem Wahne der Astrologie und Alchemie (s. d. Artikel) nichts weniger als frei war, dafür spricht sein [369] speculum alchymiae, welches ächt ist und 1614 in Nürnberg gedruckt wurde; dies, wohl auch sein Gelehrtenstolz und die eifersüchtige Unwissenheit anderer erklärt seine Hast hinlänglich. Sein Hauptwerk ist sein »Opus majus,« 1733 von Jebb in London herausgegeben; einzelne seiner Schriften haben verschiedene Herausgeber gefunden oder liegen noch ungedruckt in engl. Bibliotheken.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 369-370.
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