Cambray [1]

[767] Cambray (Cangbräh), Cambrik, franz. Stadt im Depart. du Nord, an der Schelde, 22000 E., Festung, Sitz eines Erzbischofs, herrliche Kathedrale mit dem Grabmale Fenelons, ausgezeichnete Industrie, besonders in Wolle, Baumwolle und Leinen. C. war das Camaracum der Nervier und der Römer, wurde in der Völkerwanderung zerstört, erscheint jedoch schon wieder als eine Hauptfestung der Merowinger. Später hatte es eigene Grafen; bei deren Aussterben verlieh der deutsche König Heinrich die Oberherrlichkeit über C. den Bischöfen von C.; die Kastellanei (Schutzvogtei) über C. war lange ein Gegenstand des Streits zwischen Frankreich und Burgund, den Kaiser Karl V. beendigte. 1508 schlossen hier Kaiser Max I., Ludwig XII. von Frankreich, Ferdinand von Spanien und Papst Julius II. die Liga gegen Venedig, 1529 Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich den sog. Damenfrieden. Mit den andern Niederlanden kam C. an Spanien, empörte sich mit denselben 1581, wurde 1595 von den Spaniern erobert, 1677 von den Franzosen, die es im Frieden von Nimwegen behaupteten. 1815 den 24. Juni, nachts, wurde C. von den Engländern erstürmt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 767.
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