Capistran

[789] Capistran, Johann (Capistrano, Giovanni di), geb. in dem gleichnamigen Städtchen der Abbruzzen 1385, Franziskaner, Schüler Bernardins von Siena und ein Prediger, der in Macht und Erfolgen der Rede Berthold von Regensburg u. A. überflügelt zu haben scheint. wirkte als päpstlicher Inquisitor gegen die Fraticellen Oberitaliens und für Bekehrung der Juden. Auf dem Concil von Florenz redete er für Einigung der kath. und griech. Kirche. wurde 1444 Generalvicar der Observanten und 1451 als apostol. Commissär auf Kaiser Friedrichs III. Ansuchen nach Deutschland geschickt, um die Hussiten vollends zu bekehren und einen Kreuzzug gegen die in Europa einbrechenden Türken zu predigen. Podiebrad und Rokyzana hinderten ihn, ins Innere Böhmens einzudringen, doch bekehrte er mehrere tausend Hussiten, und in Wien und anderen Orten sammelten sich Hunderttausende von Zuhörern um den begeisterten Prediger. 1453 soll er in Breslau eine gänzliche Umgestaltung des Lebens, dagegen aber auch hier und in Schlesien gegen seinen Willen eine Judenverfolgung hervorgerufen haben. Predigend zog er in Polen, wo die Ruthenen nach Einigung mit Rom strebten, und Deutschland herum, bis er 1455 auf dem Reichstage zu Neustadt, vom Papst Nikolaus V. und Aeneas Silvius bewogen, den Kreuzzug gegen die Türken predigte. In Deutschland blieb seine Mühe ohne Erfolg, dagegen wurde er in Ungarn die Seele der Volksbewegung gegen den Erbfeind der Christenheit. Ein Theil von Belgrad, Ungarns damaliger Vormauer, war bereits in Mohammeds Händen und Hunyades im Abzuge begriffen, als C. zur Rettungsschlacht begeisterte und mit dem Crucifix in der Hand den rechten Flügel des Heeres am 21. Juni 1456 zum Siege führte. Der 71jährige Greis st. in Folge seiner Anstrengungen im Kloster zu Illoc, und wurde 1724 von Benedict XIII. canonisirt; Gedächtnißtag 23. October.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 789.
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