Carrier

[14] Carrier (Carieh), Jean Baptiste, geb. 1756 zu Yolay bei Aurillac, war 1789 ein unbekannter Procurator, 1792 Mitglied des Nationalconvents, stimmte seiner Ansicht getreu, daß 1/3 der Franzosen die Köpfe verlieren müßten, und handelte darnach als Commissär mit unbeschränkten Vollmachten ausgerüstet, zuerst in der aufgeregten Normandie und vom 8. Oct. 1793 an in Nantes. Er organisirte nach der Niederlage der Vendéer bei Savenay den Mord im großen, beschäftigte die »Compagnie Marats« Tag und Nacht mit Guillotiniren, dem massenhaften Niederschießen, dem Ausführen der »Noyaden und republik. Hochzeiten«, während er sich schändlichen Ausschweifungen hingab. Man schätzt die Zahl der durch C. Gemordeten u. Umgekommenen auf 15000, und gewiß bleibt, daß das Wasser der Loire durch Leichname untrinkbar gemacht wurde. Als Robespierre die Gräuel der Schreckensherrschaft seinen Werkzeugen aufbürden wollte, mußte C. nach Paris und einige Helfershelfer wurden hingerichtet, doch erst nach dem 9. Thermidor wurde C. der Proceß gemacht u. er am 16. Dec. 1794 guillotinirt – weil er im Sinne einer Contrerevolution gemordet habe. Vergeblich berief sich C. darauf, daß in Nantes nur geschehen sei, was gleichzeitig an andern Orten geschah, daß die Generale Befehl gehabt, alle Vendéer niederzumetzeln u. deren Dörfer zu verbrennen und die »höllischen Colonnen« dies gethan hätten. Er st. mit dem Muthe eines wahnsinnigen Revolutionärs und der Versicherung, lediglich erhaltene Aufträge durchgeführt zu haben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 14.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: