Chlopicki

[97] Chlopicki (Klopizki), Joseph, geb. 1772 in Galicien, focht bereits unter Kosciusco für Polen, wanderte nach dessen Fall aus und diente in der poln. Legion mit Auszeichnung auf den Schlachtfeldern der franz. Republik u. des Kaiserthums und wurde 1809 in Spanien Brigadegeneral. Napoleon rief ihn 1811 mit den poln. Regimentern aus Spanien in den Feldzug nach Rußland; auch da zeichnete sich C. aus, wurde aber beim Avancement von dem Kaiser übergangen und trat, ohnedem in einem Gefechte verwundet, aus dem activen Dienste. 1814 nahm er von Kaiser Alexander die Ernennung zum Divisionsgeneral an, verließ aber, von dem Großfürsten Constantin beleidigt, den Dienst und lebte bis 1830 in ärmlichen Verhältnissen in Warschau. An dem Ausbruche der Revolution nahm er keinen Antheil und als er dennoch zum Dictator ernannt wurde, zeigte er sich allen revolutionären Mitteln abgeneigt; er lähmte dadurch den Gang des Revolutionskrieges ohne ihn verhindern zu können, und obwohl es augenscheinlich war, daß Kaiser Nikolaus mit seinen aufgestandenen Unterthanen nie unterhandeln und jede Intervention von Seite Frankreichs od. Englands zurückweisen werde, sprach C. es doch am 19. Jan. 1831 offen aus, Polen könne allein durch Unterhandlungen gerettet werden. Er mußte abtreten, als aber die russ. Heere gegen Warschau heranzogen, trat er als gemeiner Mann in die poln. Reihen; er leitete statt des Fürsten Radziwyl am 19. und 20., dann am 25. Febr. die Schlachten von Wawre und Grochow, wurde in letzterer durch ein Granatenstück verwundet u. mußte das Schlachtfeld verlassen; die Polen waren nun ohne einheitliche Leitung und mußten sich nach Praga zurückziehen. Seine Verwundung machte C. jede Theilnahme am Kriege unmöglich und er zog sich am 10. März nach Krakau zurück, bei den spätern poln. Aufständen ist C., wie sein ächt soldatischer Charakter erwarten ließ, nicht mehr hervorgetreten.[97]

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 97-98.
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