Condé [2]

[185] Condé, französisches adeliges Geschlecht, von der Stadt C. genannt; [185] durch die Erbtochter Johanna von C. gingen seine Besitzungen 1335 an das Haus Bourbon über und eine neue Nebenlinie desselben führte diesen Titel, bis sie 1830 erlosch; eine Seitenlinie der C. nannte sich Conti (s. Conti). Die bedeutendsten Männer aus dem Hause C. waren: Louis, Prinz von C., geb. den 7. Mai 1530, Haupt der Hugenotten im ersten Bürgerkriege 1562, dann in den erneuerten Kriegen von 1567 und 69, wurde den 13. März 1569 in der Schlacht von Jarnac gefangen und nach derselben von einem Herrn de Montesquiou niedergeschossen. Er hatte die Hugenotten gegen seine Feinde, die Guisen, benutzt und man traute ihm sogar den Plan zu, in Frankreich einen eigenen Hugenottenstaat zu errichten. Sein Sohn Heinrich übernahm nach des Vaters Tod die gleiche Rolle, wurde jedoch von Heinrich von Béarn, dem spätern König Heinrich IV. überflügelt und st. 1588. Sein minderjähriger Sohn Heinrich wurde von König Heinrich IV. wieder kath. erzogen und st. 1646. C., Louis, Prinz von, der Große genannt, geb. 8. Dec. 1624, diente von seinem 16. Jahre an als Soldat, besiegte den 19. Mai 1643 das span. Fußvolk bei Rocroi, das bisher als unüberwindlich gegolten hatte, focht dann im 3jährigen Kriege gegen Mercy bei Freiburg und Allersheim. In den Unruhen der Fronde ergriff er die Waffen gegen den Hof und benutzte sogar span. Hilfe, mußte sich aber von Turenne geschlagen in die Niederlande flüchten. Durch den pyrenäischen Frieden 1658 rehabilitirt diente er noch einmal 1668, 1673 und 1675 gegen die Spanier, Holländer und Deutschen, zog sich aber zuletzt von der Gicht gezwungen zurück und lebte auf seinem Landgute Chantilly bis 11. Dec. 1686 in fortwährendem Verkehr mit jenen Schriftstellern, welche die Regierungszeit Ludwigs XIV. in ihrer ersten Hälfte so glänzend machten. C., Louis Joseph, geb. 9. August 1736, emigrirte bereits 1789, bildete am Rhein ein Emigrantencorps, das von 1792–96 mit den Oesterreichern focht und 1797 in russ. Sold genommen wurde. Von 1801–14 lebte er in England, dann in Chantilly und st. den 13. Mai 1818. Sein Sohn Ludwig Heinrich Joseph, geb. 1756, war der Vater des unglücklichen Herzogs von Enghien (s. d. A.); er lebte nach der Restauration meistens zu Chantilly, wurde nach der Julirevolution 1830 schwermüthig und am 27. Aug. 1830 fand man ihn in seinem Schlafzimmer erhängt. Er hatte mit einer Engländerin Clarke, welche sein Adjutant Feuchères geheirathet hatte, viele Jahre gelebt, und diese war in seinem Testamente mit einigen Millionen bedacht. Als Haupterben jedoch hatte er seinen Pathen, den Herzog von Aumale, 4. Sohn des König Louis Philipp eingesetzt, mit dessen Vatersschwester der Herzog verheirathet gewesen war. Die directen Verwandten aber, das Haus Rohan, begannen einen Prozeß zur Umstoßung des Testaments. Die Feuchères wurde des Mords verdächtigt, Louis Philipp als Erbschleicher angeklagt und die Feinde des Hauses Orleans, Republikaner wie Legitimisten, benutzten diese Gelegenheit um dasselbe bei dem Volke herunterzuwürdigen. Der König gewann zwar den Prozeß, das Testament war erwiesen ein freiwilliges, auch die Papiere des Prinzen C. zeugten gegen die Verdächtigungen, aber in der Meinung des gemeinen Volks blieb nun der König dennoch der Mann, dem der Vortheil seiner Familie über alles galt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 185-186.
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