Condé [2]

[361] Condé (spr. kongdeh), franz. Fürstengeschlecht, Seitenlinie des Hauses Bourbon, genannt nach der Stadt C.-sur-l'Escaut. – Der Stifter desselben, Ludwig I. von Bourbon, Prinz von C., jüngerer Sohn Karls von Bourbon, Herzogs von Vendôme, Bruder Antons, Königs von Navarra, geb. 7. Mai 1530, Führer der Hugenotten in den Religionskriegen 1562, 1567 und 1569, 13. März 1569 bei Jarnac gefangen und erschossen. – »Mémoires« (beste Ausg., 7 Bde., 1869-95). – Dessen ältester Sohn Heinrich I., Prinz von C., Herzog von Enghien, geb. 29. Dez. 1552, nach seines Vaters Tode mit Heinrich von Navarra Führer der Hugenotten, gest. 5. März 1588. – Sein Sohn Heinrich II., Prinz von C., Herzog von Enghien, geb. 1. Sept. 1588, von Heinrich IV. in der kath. Religion erzogen, kämpfte 1621-22 gegen die Hugenotten, gest. 26. Dez. 1646. – Dessen zweiter Sohn Armand stiftete den Nebenzweig Conti (s.d.); der älteste war Ludwig II. von Bourbon, Prinz von C., der Große C. genannt, geb. 8. Sept. 1621, befehligte 1643 in den Niederlanden gegen die Spanier (Sieg bei Rocroi 19. Mai), siegte mit Turenne 3. Aug. 1645 bei Allersheim über Mercy, eroberte 1646 Dünkirchen, während der Fronde Gegner Mazarins, trat 1652 zu den Spaniern über, deshalb als Vaterlandsverräter zum Tode verurteilt, nach dem Frieden (1659) rehabilitiert, 1673 Befehlshaber in den Niederlanden (11. Aug. 1674 unentschiedene Schlacht bei Senef), 1675 nach Turennes Tode in Deutschland gegen Montecuculi; gest. 11. Dez. 1686 zu Fontainebleau. – Biogr. von Fitzpatrick (2. Aufl., 2 Bde., 1874). – Ludw. Jos. von Bourbon, Prinz von C., geb. 9. Aug. 1736, verließ 1789 Frankreich, organisierte auf seine Kosten ein Emigrantenheer, mit dem er 1792-96 unter den Österreichern focht, 1797 in russ. Sold trat. Seit 1801 in England, kehrte er 1814 mit Ludwig XVIII. nach Frankreich zurück; gest. 13. Mai 1818 in Paris. – Biogr. von Chambelland (3 Bde., 1819-20). – Sein Sohn Ludw. Heinr. Jos., Herzog von Bourbon, Prinz von C., geb. 13. April 1756, emigrierte mit seinem Vater, lebte nach der Restauration meist zu Chantilly, völlig beherrscht von Sophie Dawes, geborene Clarke, der Gattin seines Adjutanten Baron Feuchères; 27. Aug. 1830 fand man ihn in seinem Schlafzimmer erhängt. Mit ihm erlosch das Haus C. im Mannsstamm, da sein einziger Sohn, der Herzog von Enghien (s.d.), 1804 erschossen worden war. In seinem Testament hatte er den Herzog von Aumale, vierten Sohn Ludwig Philipps, zum Haupterben eingesetzt, aber auch die Feuchères reich bedacht. Man verdächtigte letztere deshalb des Mordes, und die Seitenverwandten, die Fürsten Rohan, strengten einen Prozeß an, der aber zugunsten der Orléans entschieden wurde. – Vgl. Herzog von Aumale, »Histoire des princes de C.« (8. Bde., 1869-95).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 361.
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