Cuvier

[250] Cuvier (Küwieh), George Leopold Chrétien Frédérik Dagobert, geb. den 23. Aug. 1769 zu Mömpelgard, besuchte das Gymnasium daselbst und kam 1784 in die Karlsschule zu Stuttgart, wo er neben dem Studium des Rechts mit besonderer Vorliebe Zoologie betrieb. 1788 übernahm er eine Hauslehrerstelle bei Graf dʼHericy in der Normandie und kam durch Abbé Tessierʼs Verwendung 1795 nach Paris als Professor an der Centralschule des Pantheons. Bald darauf Adjunct des Lehrers der vergleichenden Anatomie am Jardin des plantes begann er seine jetzt weltberühmte Skelettsammlung. 1796 wurde er Mitglied des Nationalinstituts, 1800 Professor am Collége de France, 1802 Generalinspector des Unterrichts, 1808 von Napoleon zum Rath der neuen Universität, 1813 zum Maître de requêtes im Staatsrathe, u. bald darauf zum Staatsrath ernannt. Nach den 100 Tagen erhob ihn Ludwig XVIII. zum Kanzler der Universität, 1819 zum Baron u. 1826 zum Großoffizier der Ehrenlegion, Ludwig Philipp 1831 zum Pair von Frankreich: er st. den 13. Mai 1832. – Vielseitig wie seine Bildung war sein Wirken, nicht bloß auf dem Felde der Wissenschaft, sondern auch auf dem des öffentlichen Lebens. Doch ist es die Naturgeschichte des Thierreichs, der die Hauptthätigkeit seines großen Geistes zugewandt war. In der vergleichenden Anatomie leistete er Außerordentliches und erhob sie zuerst zur Wissenschaft; seine »Leçons dʼanatomie comparée«, 5 Bde., Paris 1801–5, sind die Frucht seiner vieljährigen u. genauesten Untersuchungen einer zahllosen Menge von Thieren. Durch seine geistreiche Anwendung der vergleichenden Anatomie auf die Untersuchung und Beurtheilung vorweltlicher Thierreste, fossiler Knochen, eröffnete er eine neue Bahn der Forschung, auf der er u. seine vielen Nachfolger die interessantesten Entdeckungen gemacht haben. Hieher gehört sein classisches Werk: »Recherches sur les ossements fossiles« 1821–24, 4. Aufl. 1835, welchem die eben so geistreiche Abhandlung über die Erdschichten bei Paris beigefügt ist. Sein Werk: »Le règne animal« bildet die Grundlage aller späteren Behandlung und Anordnung der Zoologie. Die 1. Auflage, 4 Bde., erschien 4817; die 2. 1829; deutsch von Voigt, 6 Bde., Leipzig 1831–42. Gleich ausgezeichnet wie seine anderen Werke sind seine Gedächtnißreden: »Recueil dʼéloges historiques«, 3 Bde., 1819. – Sein Bruder Frédérik C., geb. 1773, gest. 1838 als Conservator des Cabinets für vergleichende Anatomie des Jardin des plantes in Paris, schrieb »Sur les dents des mammifères considérées comme caractères zoologiques«, Paris 1825 und »Histoire naturelle des mammifères« mit Geoffroy St. Hilaire gemeinschaftlich.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 250.
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