Dionysios [2]

[398] Dionysios, Namen von 2 Herrschern von Syrakus, welche geschichtlich als Tyrannen im antiken u. modernen Sinne zugleich erscheinen. – D. der ältere, von dunkler Abkunft, schwang sich durch Tapferkeit u. kluge Benützung der Zeitverhältnisse zum Oberfeldherrn u. durch das Volk rasch zum Alleinherrscher empor. Eine starke und gut besoldete Leibwache, glückliche Kriege mit Karthago, Begünstigung von Handel, Kunst und Wissenschaft beweisen seine Talente als Krieger und Herrscher, Tempelberaubungen seine Gewissenlosigkeit, die Erzählungen von Damon und Phyntias, dem Ohr des D. u.a. den Haß des Volkes gegen ihn; sein Auftreten bei den olympischen Spielen als Dichter u. die unmäßige Freude ob dem Beifall, welchen die Athener einem seiner Trauerspiele gezollt, spricht jedenfalls für die Oberherrschaft griech. Bildung zu seiner Zeit; st. 368 nach 38jähr. Alleinherrschaft. – D. der jüngere, Sohn und vielleicht Mörder des Vorigen, regierte anfangs nach besseren Grundsätzen und rief Platon zurück, welchen jener als Sklaven verkauft haben soll, wandte sich bald zum Schlimmen, wurde aus Syrakus zuerst von Dion, dann von Timoleon verjagt, lebte lüderlich in Korinth, soll Schulmeister geworden und zuletzt als Priester der Cybele in Griechenland herumgezogen sein.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 398.
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