Galilei

[8] Galilei, Galileo, geb. 1564 zu Pisa aus einem florentin. Adelsgeschlechte, erfand 19jährig bereits das Gesetz der Pendelschwingungen, wurde 1589 Prof. der Mathematik zu Pisa, 1592 zu Padua, wo Venedigs Nähe auf die Richtung seines Geistes Einfluß übte. Er entdeckte die Gesetze des Falles u. des Wurfes, construirte 1609 das nach ihm benannte Fernrohr und veröffentlichte 1610 im Nunzio sidereo die Entdeckungen der Sichelgestalt der Venus, die Jupiterstrabanten u. Mondflecken. In Rom, wo damals die mathematischen Wissenschaften blühten, ließ er 1613 eine Schrift über die Sonnenflecken drucken, kam aber durch seinen Eifer für das kopernikanische System in Mißhelligkeiten mit der Inquisition. Der Eifer (vgl. Bellarmin) derselben findet seine Rechtfertigung darin, weil dieses System gegen den Wortlaut der Bibel zu verstoßen schien, weil ferner Gelehrte wie Descartes, Tycho de Brahe und Baco von Verulam sich gegen Kopernikus erklärten, endlich weil G. fest behauptete,[8] was noch nicht genügend bewiesen zu sein schien. Er schwieg von 1616 bis 1632, trat aber dann um so heftiger im »Dialogo deʼ due massimi systemi del mondo, Tolemaico et Copernicano« für Kopernikus auf. Er wurde durch die Inquisition in neue Untersuchung verwickelt, schrieb aber selbst 1633, daß er vom Papste als ein »seiner Achtung würdiger Mann« behandelt worden sei und kehrte nach kurzer und sehr leidlicher Hast in einem Palaste in seine Heimat zurück unter der Bedingung, keine größeren Versammlungen abzuhalten d.h. seine Ansichten nicht mündlich und öffentlich zu lehren. Vorher schwur er die Ansicht, »daß die Sonne der Mittelpunkt der Erde u. unbeweglich, die Erde nicht der Mittelpunkt ihres Kreises und beweglich sei«, am 23. Juni 1633 knieend ab. Die bekannte Erzählung von dem »E pur si muove« (u. sie, die Erde, bewegt sich dennoch!) erhält Wahrscheinlichkeit durch die Thatsache, daß er die ihm gesetzte Bedingung der Entlassung in die Heimat nicht hielt. Er blieb jedoch unangefochten, entdeckte noch die Libration des Mondes, erblindete 1638 in Folge nächtl. Arbeiten u. st. 1642 am 8. Jan. In der Kirche St. Croce zu Florenz beigesetzt, erhielt er hier 1737 ein prächtiges Denkmal; seine Schriften erschienen zu Mailand 1808 in 13 Bdn., Venturi lieferte aus nicht herausgegebenen Briefen einen schätzbaren Beitrag, Modena 1818 bis 21. Vergl. histor.-polit. Blätter, Jahrgang 1841, Bd. 9.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 8-9.
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