Hercules [1]

[279] Hercules, griech. Herakles, der größte Held der griech. Mythe, des Jupiter u. der theban. Königin Alkmene Sohn, bis zu seinem Tode von Junos Zorn verfolgt, dann aber in die Gesellschaft der olympischen Götter aufgenommen und mit Junos Tochter Hebe vermählt. Er ist das Ideal des hellenischen Mannes, daher es mit der geistigen Entwicklung der Hellenen aus dem löwenmuthigen Kraftmanne bis zur Verklärung des durch Kampf, Leiden und Tod siegreich zur Göttergleichheit durchgedrungenen Menschen fortschreitet. Die Kunst hat den H. vielfach dargestellt; seine Attribute, Keule und Löwenhaut, machen ihn kenntlich genug, wenn auch der Künstler dem muskulösen, die gewöhnl. Größe etwas überragenden Manne nicht den Ausdruck des ruhigen Bewußtseins unüberwindlicher Kraft gegeben hätte. Die Poesie wählte ihn von der ältesten Zeit an zu ihrem Lieblinge und die Herakleen (die epischen Gedichte, welche seine Thaten schilderten) scheinen sehr zahlreich gewesen zu sein. Die bekanntesten sind die sog. 12 H. arbeiten: die Erlegung des nemeischen Löwen, der lernäischen Schlange; das Einfangen der Hindin der Diana, des erymanthischen Ebers; das Ausmisten des Augiasstalles; die Erlegung der stymphalischen Vögel; ferner fing er den kret. Stier, holte die menschenfressenden Rosse des thrac. Königs Diomedes, den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte, die Rinder des Geryon, die goldenen Aepfel der Hesperiden, und den Höllenhund Cerberus. – Der Mythus des H. ist sehr mit den verschiedenartigsten Beimischungen versetzt; der dorische Kern liegt in der Erzählung von seiner Zeugung, Geburt u. seinem Tode zu Tage, die verschiedenen Arbeiten und Abenteuer jedoch sind meistens von den fremden Göttersöhnen, in welchen die Griechen ihren H. zu erkennen glaubten, übergetragen od. die asiat. Mythen von dem Sonnengotte (dem lydischen, assyr., phönic.) der äußerlichen Aehnlichkeit wegen auf den griech. H. gehäuft, so daß die Mythe am Ende den Alten zu bunt wurde und Varro 44 H. unterscheiden zu müssen glaubte. Vgl. Dejanira, Chiron, Herakliden, Augias, Antäus etc.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 279.
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