München

[260] München, Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern und Hauptstadt des Kreises Oberbayern, Sitz eines Erzbischofs, an der Isar, 1589 Par. Fuß über dem Meere auf einer einförmigen Ebene gelegen, hat mit seinen 5 Vorstädten über 116000 E., darunter etwa 7000 Protestanten, 22 kath. Kirchen u. Kapellen, 1 prot. und 1 griech. Kirche, sowie 1 Synagoge. Die 1826 von Landshut nach M. verlegte Universität ist sehr gut ausgestattet; außerdem hat M. eine 1759 gestiftete, 1827 erneuerte Akademie der Wissenschaften u. Künste, eine Akademie der bildenden Künste. die als Pflanzschule von Malern eine große Bedeutung erlangt hat, 2 Gymnasien, eine polytechnische und eine Gewerbsschule, eine Thierarzneischule, eine Schule für Forstwissenschaft u. Pharmaceutik, Blinden- und Taubstummenanstalt, ein Irrenhaus, viele wohlthätige Institute, 4 Klöster. Durch herrliche öffentliche Gebäude u. Monumente, schöne Plätze u. Straßen, durch seine reichen Kunstsammlungen ist M. eine wahre Königsstadt u. verdankt dies größtentheils Ludwig I. Die merkwürdigsten Gebäude sind: Die königl. Residenz, reich an Kunstwerken aller Art, der Festsaalbau am Hofgarten, die Allerheiligenkapelle, der Leuchtenbergische Palast, die Glyptothek, die Pinakothek, das Odeon, der Palast des Herzogs Max, das Bibliothek- und Archivgebäude, das Kunst- u. Industrieausstellungsgebäude, der Wittelsbacher Palast, die Feldherrnhalle, das Siegesthor, die Ruhmeshalle mit dem ehernen Koloß der Bavaria etc.; unter den Kirchen zeichnen sich aus: die Metropolitan- u. Pfarrkirche zu U. L. Frau, 1468–88 erbaut, die St. Michaelshofkirche. die Theatinerhofkirche; die unter Ludwig I. erbauten: die herrliche Basilica des hl. Bonifacius, die Ludwigskirche, die gothische Mariahilfkirche in der Vorstadt Au; der große allgemeine Gottesacker ist wegen vieler Monumente u. des 1845 erbauten Campo Santo sehenswerth. – M. hat verhältnißmäßig keine bedeutende Industrie; am wichtigsten sind die königl. Gießerei, die Porzellanfabrik zu Nymphenburg mit einer Anstalt für Glasmalerei, die Ertelsche mathematisch-mechanische Anstalt, Frauenhofers u. Utzschneiders optisches Institut, die Maffeiʼsche Maschinenfabrik; die Bierbrauereien sind großartig und weitberühmt. – M. war im 12. Jahrh. ein unbedeutender Ort. erhielt 1156 von Heinrich dem Löwen Stadtrechte, wurde aber erst im 14. Jahrh. als Residenz von Wittelsbacher Herzogen bedeutender und stieg mit dem Emporkommen Bayerns; die Regierung des großen Kurfürsten Max I. (1626–51), sowie der Könige Max Joseph I. u. Ludwig I. waren für M. wie für Bayern Epoche machend.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 260.
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