Ramler

[663] Ramler, Karl Wilhelm, ein dem Halberstädter Kreise angehöriger Dichter, geb. 1725 zu Kolberg, 1748–90 Professor an der Kadettenanstalt zu Berlin, 1790 mit Engel Director des Theaters, st. 1798. Seine meisten Gedichte sind mit Ausnahme der von preuß. Patriotismus erfüllten hinsichtlich des Inhaltes armselig; als Odendichter eiferte er Klopstock nach, gab aber der Ode die strenge und feste Form der antiken und war als Uebersetzer der Oden des Horaz derjenige, auf dessen Schultern Voß, Solger, Platen u.a. sich stellten. In seinen spätern Jahren ahmte er die Antike mit steifer Aengstlichkeit nach und wurde von einer wahren Wuth befallen, die ihm von seinen Freunden (Lichtwer, Lessing, Kleist, Götz u.s.w.) zur Einsicht überlassenen Arbeiten seinen Ansichten [663] gemäß unbarmherzig u. bis zur Unkenntlichkeit zu corrigiren. R.s Cantate: Der Tod Jesu, wurde durch Grauns Composition verewigt; verdienstvoll war auch R.s Ausgabe von Wernicke u. der Epigrammendichter des 17. Jahrh.; durch die Bearbeitung von Batteuxʼs: Cours de belles lettres (17581 hat er auf den Kunstgeschmack in Deutschland namhaft eingewirkt. Poetische Werke durch Göckingk, Berl. 1800, 2 B.; Taschenausgabe ebendaselbst 1825.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 663-664.
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