Samaritaner

[34] Samaritaner, die Bewohner von Samaria, besonders das Mischvolk, welches entstand, als Salmanassar mit den verhältnißmäßig nicht zahlreichen und durchschnittlich armen Israeliten, die nicht ins Exil mußten, Colonisten aus Babel, Cutha, Avva, Hamath u. Sepharvaijm verschmolz. Diese Colonisten nahmen das Judenthum an, behielten aber auch ihren Götzendienst noch längere Zeit bei. Von den zurückkehrenden Juden wurden die S. keineswegs als Volks- u. Religionsgenossen anerkannt, deßhalb auch nicht zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem zugelassen, wofür sie sich durch vielerlei Umtriebe rächten. Als der pers. Statthalter in Samaria, Sanneballat, den S.n 408 v. Chr. auf dem Berge Garizim bei Sichem einen eigenen Jehovatempel baute u. ein eigenes Hohepriesterthum errichtete, das er seinem Schwiegersohn Manasse, dem wegen seiner Ehe mit einer Ausländerin von den priesterlichen Verrichtungen ausgeschlossenen Sohne des Hohenpriesters Jojadja erblich übergab und als viele Juden u. jüdische Priester, die zur Entlassung ihrer ausländischen Frauen keine Luft trugen, zu den S.n übertraten, da war die Trennung und Feindschaft zwischen den S.n und Juden entschieden; schon vor der Zeit Christi waren die Ausdrücke S. und Todfeind bei den Juden gleichbedeutend. Nachdem Johannes Hyrcanus den Tempel auf Garizim zerstört hatte, beteten und opferten die S. auf dem Berge selbst, der noch heute den wenigen Ueberresten dieses Völkleins zu Nablus (dem alten Sichem) und Jaffa als geheiligte Stätte gilt. Die S. waren in manchem besser und vernünftiger als die Juden, deßhalb fand Jesus auch bei ihnen freundliche Aufnahme und Er stellte sie mehr als einmal als Muster zur Nachahmung auf. Am Aufstande wider die Römer, in Folge dessen Jerusalem zerstört wurde, nahmen die S. keinen Antheil und blieben deßhalb auch von Ungemach verschont. In Aegypten, wohin seit Alexanders d. Gr. Zeit viele S. gekommen, soll sich bis heute eine kleine Gemeinde zu Kairo erhalten haben, zur Zeit Theodorichs besaßen sie auch zu Rom eine eigene Synagoge. – Von den Schriften des A. T.es gilt den S. nur der Pentateuch als hl. Schrift; daß sie die übrigen u. namentlich die prophetischen verwarfen, war um so mehr zu bedauern, weil ihre Messiasidee weit reiner und vollkommener war als die jüdische. Auch die pharisäische Tradition gilt ihnen nichts, desto [34] mehr dagegen ein Buch Josua in 47 Kapiteln, eine Chronik u. dgl. m. Schriften über die S. von de Sacy, Knobel etc.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 34-35.
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