Tänzer

[403] Tänzer, lat. choreutae, die Mitglieder einer schwärmerischen Sekte, welche 1374 n. Chr. nach Köln, Trier, Aachen und besonders nach Lüttich tanzten, mit ihrer Tanzwuth viele ansteckten u. der Geistlichkeit mit Teufelaustreibungen außerordentlich zu schaffen machten. Bei vielen traten epileptische Erscheinungen und Anfälle wirklicher Besessenheit ein, manche tanzten sich zu Tode, die meisten aber sollen durch das Ablesen des Evangeliums Johannis sowie durch fortgesetztes Tanzen geheilt worden sein. Aus der Nachricht der Kölner Chronik, daß die T. beständig den Johannes anriefen, will man die Benennung Johannistanz herleiten und außerdem eine Verwandtschaft zwischen den T.n mit den aus dem Heidenthum herübergekommenen Tänzen am St. Johannisabend um das St. Johannisfeuer herausfinden. Auch in spätern Zeiten tauchten die T. da und dort wieder auf, wiewohl nirgends mehr zu Tausenden wie 1374; so 1418 zu Straßburg, wo man ihren Tanz St. Veitstanz nannte, im 16. Jahrh. im Breisgau, 1710 in Utrecht, Die Convulsionärs (s. d.) und methodistische Sekten erscheinen in gewissem Sinne als Fortsetzung der T. Ueber den in Italien vorkommenden Tarantismus s. Tarantel.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 403.
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