Förster [4]

[806] Förster, Heinrich, der Fürstbischof von Breslau, geb. am 24. Nov. 1800 zu Großglogau in Schlesien, wirkte, nachdem er 1825 zum Priester geweiht worden, in der Seelsorge zu Liegnitz und Landshut (im Riesengebirge) und machte sich besonders als vortrefflicher Kanzelredner bemerklich. Im October 1837 als Domprediger und Domcapitular an die Breslauer Kathedrale berufen, übte F. durch seine Predigten einen tiefen u. nachhaltigen Einfluß auf die Wiederbelebung des religiös-kirchlichen Bewußtseins in Breslau u. Schlesien überhaupt aus. Minder bekannt, aber deßwegen nicht minder verdienstlich war das Wirken F.s im Rathe des Fürstbischofs Sedlnitzki, in welcher Stellung er einer unkirchlichen Majorität gegenüber die Interessen u. Satzungen der Kirche, namentlich auch hinsichtlich der gemischten Ehen, entschieden vertheidigte. Ihm besonders war es zu verdanken, daß nach Sedlnitzki's Rücktritt den Kirchlichgesinnten auch im Domcapitel und bei der Diöcesanbehörde die Majorität gesichert war; zur Zeit des Rongelärms aber (s. Ronge) stand F. als Vorkämpfer der Kirche Schlesiens da. Von der theologischen Facultät Breslaus mit dem Ehrendiplom eines Doctors der Theologie bedacht, wurde F. unter Diepenbrock (s. d.), dessen besonderes Vertrauen er besaß, auch dem Auslande bekannt als Mitglied des Frankfurter Parlaments von 1848, der ersten allgemeinen Versammlung der kath. Vereine in Mainz im October 1848 sowie als Stellvertreter seines Fürstbischofs bei der Versammlung der deutschen Bischöfe zu Würzburg. Am 19. Mai 1853 wurde er zum Nachfolger Diepenbrocks erwählt und am 18. October desselben Jahres consecrirt und inthronisirt. Als der erste unter den deutschen Bischöfen berief er sogenannte Diöcesanconferenzen der Priester (Vorbereitungen für Diöcesansynoden) und hat solche im Sept. 1854 und Juni 1856 abgehalten. Seine Predigten sind in mehren Sammlungen gedruckt erschienen (Predigten auf die Sonntage des kathol. Kirchenjahres, Familien-, Zeitpredigten, Ruf der Kirche in die Gegenwart, die Familie) und haben bereits mehre Auflagen erlebt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 806.
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