Ablesevorrichtungen

[20] Ablesevorrichtungen nennt man Apparate, welche die Angabe der Stellung einer an einer seinen Teilung verschiebbaren Ablesemarke (Zeiger, Indexstrich oder Indexpunkt) gegen die Striche jener Teilung schärfer ermöglichen, als es die Schätzung gestatten würde; es wird mit ihrer Hilfe die Teilung oder an der Teilung abgelesen, indem sie den kleinen Zwischenraum zwischen dem Index und dem ihm im Sinn der Bezifferung der Teilung vorhergehenden Teilungsstrich zu messen gestatten, also als Mikrometer dienen. Es ist dabei ohne Bedeutung, ob die Teilung (der Limbus) eine geradlinige oder eine Kreisteilung ist. Nachdem die alte Transversalenablesung vollständig aufgegeben ist, sind noch folgende Ablesevorrichtungen für Teilungen im Gebrauch: 1. der sogenannte Nonius oder besser Vernier, 2. das sogenannte Schätzmikroskop oder besser Skalenmikroskop, 3. das Schraubenmikroskop; es sind darüber die Artikel Nonius und Mikroskop (2. Teil, Ablesemikroskope) nachzusehen.[20]

Einige andre Mikrometereinrichtungen zur Ablesung an Kreisteilungen, z.B. die Heydeschen (vgl. Theodolit), sind den drei genannten gegenüber nicht wichtig. Dagegen ist noch zu erwähnen, daß für manche Zwecke, z.B. in der Tachymetrie, die Kreisablesung dadurch vereinfacht worden ist, daß gar kein Mikrometer angewendet, sondern die Limbusteilung mit so engen Strichen versehen wird, daß die einfache Schätzung der Stellung eines fest in einem kleinen Mikroskop angebrachten Fadens zwischen die zwei benachbarten Striche der Teilung hinein genügt. Solche Strich mikroskope sind z.B. von Salmoiraghi in Mailand, später mehrfach in Frankreich, neuerdings von Reinhertz-Fennel in Deutschland angewendet worden; vgl. z.B. [1], [2] und den schon genannten Teil des Art. Mikroskop.

Die Skalen- und Schraubenmikroskope bedürfen der Rektifikation und erfordern sehr sorgfältige Behandlung; insbesondre das Ablesemikroskop mit Mikrometerschraube ist ein sehr seines Werkzeug, und es wird deshalb seine Anwendung auf die Instrumente der Astronomie, höhern Geodäsie und Physik beschränkt, während z.B. für die zur Feldmessung bestimmten Instrumente meist der unveränderliche und Beschädigungen so gut wie gar nicht ausgesetzte Nonius als Ablesevorrichtung angewendet wird.


Literatur: [1] Hammer, Ref. in der Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1902, S. 198–200. – [2] Genauigkeitsuntersuchung von Reinhertz, Zeitschr. f. Vermess. 1902, S. 213–214.

Hammer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 20-21.
Lizenz:
Faksimiles:
20 | 21
Kategorien: