Ammoniak [1]

[176] Ammoniak NH3, Mol.-Gew. 17, spez. Gew. 0,595 (Luft = 1), 1 l wiegt 0,7635 g. Farbloses Gas von eigenartig scharfem Geruch und Geschmack; durch Abkühlung auf –40° oder durch Druck (5 Atm. bei 0°) zu einer farblosen Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,731 (bei 15°) verdichtbar, die in einer Kältemischung von Aether und fester Kohlensäure zu einer farblosen Kristallmasse erstarrt.

Festes Ammoniak schmilzt bei –75°, flüssiges siedet bei –34° unter gewöhnlichem Druck. Von Wasser wird es begierig absorbiert und bildet den Salmiakgeist, in Säuren löst es sich zu entsprechenden Ammoniumsalzen (s. Ammoniumoxydhydrat). In reinem Sauerstoffe, bei höherer Temperatur auch in Luft, verbrennt das Gas zu Wasser, Ammoniumnitrit, Stickstoffdioxyd und Stickstoff. Im Ueberschusse vorhanden unterdrückt es den gewöhnlichen Verbrennungsprozeß, sowie den tierischen Atmungsprozeß.

Ammoniak bildet sich bei der Vermoderung bezw. Verkohlung tierischer, pflanzlicher und fossiler stickstoffhaltiger Stoffe (Tierkohle, Holzkohle, Koks); es kommt aber trotzdem nicht frei in der Natur vor, sondern fast ausschließlich in Form von Salzen. Bei seiner Darstellung geht man entweder von einer konzentrierten Lösung des Ammoniumoxydhydrates (s.d.) oder von einem Gemische eines Ammoniumsalzes (Salmiak, Ammoniumsulfat) mit Aetzkalk aus. Ersteres wird in Kolonnenapparaten, letzteres in Retorten erwärmt. Es entsteht in beiden Fällen ein Destillationsprodukt, das durch Abkühlung und Ueberleiten über gebrannten Kalk vom Wasser befreit wird. Das wasserfreie Gas wird dann durch Druck und Abkühlung zu einer Flüssigkeit verdichtet, die in starkwandigen, mit Druckreduzierventilen versehenen, eisernen Flaschen zum Versand kommt. Das freie Ammoniak findet nach vorgängiger Verflüssigung fast ausschließlich als Kälteerzeugungsmittel (s. Kälteerzeugungsmaschinen) und bei der Fabrikation von künstlichem Eise Verwendung, da es bei seinem Uebergange aus dem flüssigen in den festen Aggregatzustand eine große Wärmemenge aufnimmt.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 176.
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