Schwefelsaures Ammoniak

[164] Schwefelsaures Ammoniak (Ammoniumsulfat, Glaubers geheimer Salmiak) (NH4)2SO4 findet sich in vulkanischen Gegenden als Mascagnin und in den Borsäurefumarolen, so daß es bei der Borsäurefabrikation als Nebenprodukt erhalten wird; hauptsächlich aber wird es aus den ammoniakhaltigen [164] Wässern, die bei trockener Destillation von Steinkohlen (Leuchtgasbereitung, Verkokung), Knochen, bituminösen Schiefern erhalten werden, auch aus gesamtem Harn dargestellt, in dem man diese Flüssigkeiten mit Kalk destilliert, das entweichende Ammoniak in Schwefelsäure leitet, die entstandene Lösung von schwefelsaurem Ammoniak zur Kristallisation bringt, das ausgeschiedene Salz zur Zerstörung der Teerbestandteile erhitzt und dann umkristallisiert. Stickstoffreicher Seeschlick wird zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak mit überhitztem Wasserdampf trocken destilliert. Auch der Stickstoff der Luft kann zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak verwertet werden. Es bildet farblose, wasserfreie Kristalle vom spez. Gew. 1,7, schmeckt scharf salzig, ist luftbeständig, leicht löslich in Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt bei 140°, zersetzt sich bei 280°, gibt mit Kochsalz schwefelsaures Natron und Salmiak, mit Kalk schwefelsauren Kalk und Ammoniak, mit kohlensaurem Kalk schwefelsauren Kalk und kohlensaures Ammoniak. Es dient zur Darstellung andrer Ammoniaksalze, zur Reinigung der Schwefelsäure von nitrosen Verbindungen, in den Gärungsgewerben und in größter Menge als Düngesalz. Die Weltproduktion beträgt 0,5 Mill. Ton im Wert von 105 Mill. Mk. Deutschland verbraucht 150,000 T. im Werte von 30 Mill. Mk.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 164-165.
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