Aufstellungsfehler

[367] Aufstellungsfehler heißen in der Geodäsie und in der praktischen Astronomie die Abweichungen der Lage bestimmter Linien an Messungsgeräten und besonders der »Achsen« von Messungsinstrumenten von der Lage, die sie haben sollten.

Z.B. hat in der Geodäsie eine Nivellierlatte einen Aufstellungsfehler, wenn ihre Mittellinie von der Richtung des Lotfadens abweicht; das Nivellierinstrument hat einen Aufstellungsfehler, wenn beim Ablesen durch das Fernrohr dessen Ziellinie nicht genau horizontal liegt (vorausgesetzt daß nicht mit Ablesung der Libellenausschläge nivelliert wird). Bei dem zur Messung aufgestellten Theodolit sollte bei beliebiger Richtung der Zielung die Fernrohrziellinie beim Kippen genau eine Ebene beschreiben, die genau vertikal steht; zu den Achsenfehlern der altazimutalen (s.d.) Aufstellung (über ihren Einfluß vgl. Theodolit, astronomischer) kommt beim geodätischen Gebrauch des Theodolits (einschl. direkter Azimutmessung) als Aufstellungsfehler der Zentrierungsfehler des Instruments, u.s.w.

In der praktischen Astronomie sollte z.B. die Zielachse des Fernrohrs eines sogenannten Passageninstruments im Meridian beim Kippen um die Horizontalachse eine Ebene beschreiben, die mit dem Meridian des Aufstellungspunktes zusammenfällt. Statt dessen sind nun aber drei Aufstellungsfehler vorhanden: 1. die Zielachse beschreibt überhaupt keine Ebene, sondern eine Kegelfläche (von sehr flacher Oeffnung), wenn die Ziellinie nicht genau einen rechten Winkel bildet mit der Kippachse, vielmehr ein Kollimationsfehler vorhanden ist; 2. die Kippachse liegt nicht genau horizontal; 3. die Richtung der Kippachse fällt nicht genau zusammen mit der auf der Meridianebene senkrechten Richtung, es ist ein »Azimutalfehler« vorhanden. – Aehnlich bei den andern Meßinstrumenten: für die äquatoriale (parallaktische) Aufstellung des Instruments vgl. Aequatoreal, wo wenigstens einige Werke genannt sind, welche die Aufstellungsfehler dieses Falls behandeln; für altazimutale Aufstellung vgl., wie bereits oben erwähnt, Theodolit, astronomischer; für Aufstellung im Meridian Durchgangs- oder Passageninstrumente, Meridiankreis.

Für alle seinen geodätischen und astronomischen Messungen ist das Studium der Aufstellungsfehler des Instruments und die Berechnung ihrer Einflüsse auf die Messung von größter Wichtigkeit. Instrumentalfehler, die sich bei der Aufstellung eines gegebenen Instruments nicht vermeiden lassen, fallen nicht unter den Begriff der eigentlichen Aufstellungsfehler; so z.B. die Durchbiegung (s.d.) des Fernrohrs an einem altazimutal aufgestellten Instrument und ihr Einfluß auf gemessene Zenitdistanzen. Auch solche Fehler müssen aber selbstverständlich ermittelt und es muß ihr Einfluß in Rechnung gebracht oder eliminiert werden.

Hammer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 367.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: