Bahnsteigdächer

[492] Bahnsteigdächer (Perrondächer), meist aus Eisen hergestellt, überdecken einzelne Bahnsteigs und meist einen schmalen Streifen der anschließenden Gleise. Sie müssen so weit als möglich an das Lichtraumprofil herangeführt werden (Fig. 1 und 2), damit die Reisenden beim Betreten der Wagen gegen atmosphärische Niederschläge geschützt sind. An gewissen Stellen werden diese Dächer manchmal in der Querrichtung miteinander verbunden, so daß gedeckte Durchgänge[492] für das Publikum und das Dienstpersonal oder nur für dieses allein entstehen.

Ueber den Seitenperrons werden die Bahnsteigdächer als Pultdächer angeordnet, die sich an der einen Seite aus Gebäude anschließen; die Binder sind entweder freitragend an dieses verankert oder aber noch einmal auf an den Perronrand gestellte Säulen gelagert. Ueber Zwischenperrons werden sie meist als flache Satteldächer ausgebildet, wobei die Binderenden auf zwei an den Perronrändern aufgehellten Säulenreihen, resp. den diese verbindenden Längsunterzügen aufruhen (Fig. 1). Um die Anzahl der den Verkehr immer etwas hemmenden Säulen zu vermindern und namentlich um die Seiten der Bahnsteige frei zu bekommen, werden sie in neuerer Zeit oft in die Mitte der letzteren gestellt und das Dach aus zwei gegen die Mitte geneigten Pultdächern (Fig. 2) oder auch aus einem Satteldach gebildet. In diesem Fall müssen aber die Säulen wesentlich stärker ausgebildet und besser verankert werden, weil sie den seitlichen Winddruck jetzt allein und in ungünstigerer Weise aufzunehmen haben. In der Längsrichtung werden die Binder meist durch Vollwand- oder Gitterträger im First und über den Säulen miteinander verbunden, und es dienen diese oft dazu, wie schon erwähnt, Zwischenbinder zu tragen, was erlaubt, die Säulen weiter auseinander zu Stellen. Diese Gitterträger sowohl wie die ebenfalls in der Längsrichtung laufenden Pfetten müssen bei den großen Längen, welche die Perrondächer meist erhalten, an einigen Stellen verschiebbar gestoßen werden, um auf die Säulen keinen unzulässigen, sie seitlich verbiegenden Schub auszuüben. Werden, wie es in neuerer Zeit öfter geschieht, Längsträger und Pfetten als durchlaufende Gelenkträger ausgebildet, so kann die Verschiebbarkeit in die Gelenke verlegt werden. – Auch der Windverband in der Dachfläche, wenn er nicht, wie es meistens der Fall ist, auf vereinzelte Felder beschränkt werden kann, ist an diesen Stellen zu unterbrechen. Bei Anwendung von einer mit den Pfetten gut verbundenen Verschalung oder bei guter Verbindung des Wellbleches mit denselben wird ein Windverband oft auch ganz entbehrlich.

Die Abdeckung der Perrondächer geschieht in weitaus den meisten Fällen mit Wellblech. In den Seitenperrons werden zwecks besserer Erleuchtung der anschließenden Diensträume Oberlichter aus Glas eingelegt.


Literatur: Foerster, M., Die Eisenkonstruktionen der Ingenieur-Hochbauten, 2. Aufl., Leipzig 1899 ff.

G. Mantel.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 492-493.
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