Bewölkung

[769] Bewölkung, die Bedeckung des Himmels mit Wolken, wird nach den Zahlen 0–10 geschätzt, wobei 0 den wolkenlosen und 10 den ganz bedeckten Himmel bezeichnen und von der Dichte und Form der Wolken im allgemeinen ganz abgesehen, wird. Werden gelegentlich die Bewölkungszahlen mit den Exponenten 0–2 versehen, so bedeuten 0 eine leichte und 2 eine sehr dichte Wolkendecke. Als heitere und trübe Tage werden in der Meteorologie die Tage bezeichnet, an denen die Bewölkung im Mittel aus den 2 oder 3 festen Beobachtungsterminen weniger als 2 bezw. mehr als 8 beträgt.

In der Region der Passate findet man im ganzen Jahre klaren Sonnenauf- und Untergang und bewölkten Mittag, letzteren bedingt durch von der Erwärmung hervorgerufene aufsteigende Luftströme, die warme und feuchte Luft emporführen und somit Erkalten und Kondensation zu Wolken zur Folge haben. Abends lassen diese Strömungen nach, die Wolken linken in wärmere Luftschichten herab und lösen sich auf. Es sind dies die auch für unsern Sommer maßgebenden Verhältnisse; indessen spielen bei uns die veränderliche Natur der Winde, die je nach ihrer Herkunft feucht oder trocken oder nach der Druckverteilung des weiteren aufsteigende oder absteigende (vgl. Maxima und Minima, barometrische) sind, sowie die großen Schwankungen der Temperatur die Hauptrolle, lassen jedoch im Mittel für den Sommer das nachmittägliche Maximum und das abendliche Minimum hervortreten. In Uebereinstimmung mit dem Gang der relativen Feuchtigkeit (s. Feuchtigkeit der Luft) tritt im jährlichen Gang das Maximum der Bewölkung hier im Winter ein, während die warme Jahreszeit die kleinste Bewölkung bei uns aufweist. Bedingt durch die geringere Wolkenhöhe des Winters trifft man entgegengesetzt auf hohen Bergen die geringste Bewölkung im Winter an. – Linien, die auf der Erdoberfläche Orte mit gleicher Bewölkung verbinden, nennt man Isonephen. Die von Renou 1880 gezeichnete Karte der mittleren Jahresisonephen Europas zeigt im Weilen einen der Küste mehr oder weniger parallelen Verlauf und Abnahme der mittleren jährlichen Bewölkung beim Fortschreiten von Weil nach Ost. Eine mehr detaillierte Karte der jährlichen Isonephen für Mitteleuropa lieferte Eifert, die unter anderm die geringere Bewölkung der Leeseite der Gebirge im Vergleich zur Luvseite deutlich hervortreten läßt. Eine Karte des Verlaufs der [769] Isonephen auf der Erdoberfläche entwarf Teisserenc de Bort. An der Nordküste Afrikas erreicht die jährliche Bewölkung mit weniger als 20% wohl mit den geringsten vorkommenden Wert.


Literatur: Hildebrandsson, Hildebr., Sur la distribution des éléments météorologiques autour des minima et maxima barométriques, Upsala 1883; Elfert, Ueber die Bewölkungsverhältnisse von Mitteleuropa, Halle 1885, und Die Bewölkung in Mitteleuropa mit Einschluß der Karpathenländer, Petermanns Mitteilungen 1890; Angot, Die Bewölkung in Paris, Annales du Bureau Central Mét. de France, Jahrg. 1891; Schönrock, A., Die Bewölkung des russischen Reiches, Mem. d. Petersburger Akad., 8. Serie, math.-phys. Klasse, Vol. 1, Nr. 9, 1895; Rykatchew, Atlas Climatologique de l'empire de Russie, Nébulosité, Taf. 76/82, Petersbourg 1900; Teisserenc de Bort, Étud. sur la distribution moyenne de la nébulosité à la surface du globe, Annales du Bureau Central Mét. de France, 1884.

Großmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 769-770.
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