Böschung [2]

[136] Böschung. Jeder Erdart entspricht ein gewisser Böschungs-, Reibungs- oder Ruhewinkel gegen die Wagerechte, unter dem dieselbe aufgeschüttet bezw. abgestochen werden kann, ohne abzurutschen.

Mittelwerte des Reibungswinkels für einige Erdarten sind:


Böschung [2]

Dieser Böschungswinkel nimmt bei starker Durchnässung mancher Bodenarten, besonders der lehm- und tonhaltigen, sehr ab, ist dagegen bei gewachsenem Boden wegen der darin noch begehenden Kohäsion im allgemeinen größer als bei dem schon gelösten und dann aufgeschütteten Boden. Bei Eisenbahn- und Straßendämmen pflegt man deshalb, zugleich in Rücksicht auf die Erschütterungen, den Böschungswinkel etwas flacher zu gestalten, als der eigentliche Ruhewinkel der Erdart im trockenen Zustande ist, und namentlich bei Aufschüttungen im allgemeinen nicht unter 331/2° (Tangente des Winkels = 1 : 1,5) zu gehen. Nur die Böschungen des gewachsenen Bodens (im Einschnitte) werden bei festen Erdarten Heiler ausgeführt, bei Felsen günstigenfalls wohl bis 75, ja 80°, wenn die Rücksicht auf das Einfallen der Schichten es gestattet. Dammschüttungen aus lehmigen oder tonigen Massen bedürfen eines flacheren Böschungswinkels als der oben bezeichnete, etwa 26° (1 : 2), werden aber besser ganz vermieden, da sie ohne besonders sorgfältiges Bekleiden der Böschungen (s. Böschungsarbeiten) nicht wetterbeständig sind. Bei Kanal- und Hafen-, überhaupt bei Wasserbauten werden die Böschungen in Rücksicht auf Durchnässung des Bodens und Bewegung des Wassers (namentlich auch durch Schiffahrt) erheblich flacher hergestellt als bei Bahndämmen, auch wohl durch Absätze, sogenannte Bermen unterbrochen, namentlich in Höhe der wichtigeren Wasserstände (Niedrigwasserberme, Hochwasserberme u.s.w.).


Literatur: In allen Werken über Erdarbeiten, u.a.: Winkler, Vorträge über Eisenbahnbau, Prag 1877, 3. Aufl., 5. Heft, Unterbau; Handbuch der Ing.-Wiss., Leipzig 1897, 3. Aufl., 3. und 4. Kap., von Gustav Meyer; Handbuch der Baukunde, Berlin 1892, 3. Abt., 4. Heft, Erdarbeiten von Barkhausen; v. Kaven, Rutschungen, Wiesbaden 1882; Ders., Anwendung der Theorie der Böschung, Leipzig 1885.

Goering.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 136.
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