Fühlhebel

[203] Fühlhebel, Vorrichtung zur Bestimmung sehr kleiner Längenveränderungen oder -differenzen, namentlich zur Vergleichung zweier Maßstäbe, z.B. eines Normalmaßes mit seiner Kopie. Durch den Apparat läßt sich eine Genauigkeit bis 1/1000 mm erreichen.

Im Prinzip besteht derselbe aus einer sicher gelagerten Drehachse, an der sich ein kurzer und ein 50–100 mal längerer Hebelarm befinden. Letzterer bewegt sich an einer seinen Kreisteilung. Der kurze Arm wird durch eine Feder gegen den zu untersuchenden Gegenstand gedrückt, während man mit einer Lupe die Stellung des langen Armes gegen die Teilung[203] beobachtet. An Stelle des langen Hebelarmes hat man auch eine empfindliche Libelle (Niveaufühlhebel von Rapsold, benutzt von Bessel zur Bestimmung, der Länge des einfachem Sekundenpendels und der Einheit des preußischen Längenmaßes) an der Achse beteiligt, oder auch ein Fernrohr, durch das man einen fernstehenden Maßstab beobachtet. Verbindet man mehrere Fühlhebel so miteinander, daß der längere Arm des einen auf den kürzeren des folgenden wirkt, so entsteht der zusammengesetzte Fühlhebel. Seine Empfindlichkeit ist gleich dem. Produkt aus den Empfindlichkeiten der einzelnen Hebel. Ueber die Feinmessung im Maschinenwesen und ihre Hilfsmittel s. [1].


Literatur: Dove, Maß und Messen, 2. Aufl., Berlin 1835; Karmarsch-Fischer, Handbuch der mechanischen Technologie, 6. Aufl., Leipzig 1887, S. 19. – [1] Dinglers Polytechn. Journal 1879, Bd. 233, S. 278; 1885, Bd. 255, S. 226; 1894, Bd. 292, S. 79; Zeitschr. des Ver. deutscher Ingen. 1903, S. 1076.

E. Müller-Dresden.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 203-204.
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