Gläser

[538] Gläser, natürliche oder vulkanische, auch Glasgesteine (Hyalite), glasartig erstarrte vulkanische Magmen.

Natürliche Gläser von absolut reiner Beschaffenheit, etwa wie das künstliche Glas, fehlen. Zunächst sind alle natürlichen Gläser mehr oder minder gefärbt, gelb, braun, grün, schwarz. Die Färbung rührt meist von den Silikaten des Eisens, Mangans u.s.w. her und ist in diesem Falle dilut, oder sie wird durch außerordentlich sein verteilte und kleine Ausscheidungen von Mineralien unbestimmbarer Natur und verschiedenster Form (Haar-, Stab-, Kugel-, Nadelform), auch durch Gasporen und Hohlräume winzigster Größe erzeugt. Meistens sind auch die Gläser nicht einheitlich und gleichartig beschaffen. Sie sind unrein, verschiedenfarbig, geflammt gebändert, schlierig oder auch perlitisch. Diese Unregelmäßigkeiten werden durch Verschiedenheiten in der chemischen Zusammensetzung und durch das Fließen des Magmas erzeugt. Manche sind durchaus kompakter Natur (Obsidian), andre sind blasig und schaumig aufgetrieben (Bimsstein). – Man teilt die natürlichen Gläser je nach der Zusammensetzung ein, welche die ihnen entsprechenden Eruptivgesteine auch besitzen, man spricht also von Trachyt-, Liparit-, Basalt- u. i. w. Gläsern. Als Obsidian (Marekanit, Lavaglas, Marathonstein) werden kieselsäurereiche wasserarme Gläser der Liparite bezeichnet. Er hat zumeist eine schwarze, seltener braune, gelbe oder blaue Farbe, die durch kleine schwarze Kriställchen und haarförmige Gebilde (Trichite) erzeugt wird. Mitunter enthält er Einsprenglinge von Feldspat, auch von Augit und Biotit, oder er ist blasig und schaumig. Der Obsidian von Lipari enthält 74,05% SiO2, 12,97% Al2O3, 2,73% Fe2O3, 0,12% CaO, 0,28% MgO, 5,11% K2O, 3,88% Na2O, 0,22% H2O bei. einem spez. Gew. von 2,370. Härte 6,7. Sehr spröde. Der Obsidian kommt in mächtigen Strömen in der Umgebung heutiger Vulkane vor. Die technische Bedeutung ist eine geringe. Man verwendet ihn zur Herstellung von Kunstgegenständen und kleinen Geräten, zu Dosen, Knöpfen, Schmucksachen, besonders als Trauerschmuck. Obsidiane mit grauen oder weißen Schlieren zeigen einen hellen Schiller und werden en cabochon zu Ringsteinen verarbeitet. Man schleift den Obsidian mit Schmirgel auf einer Bleischeibe und poliert ihn mit Tripel. Die Politur erreicht einen hohen Grad von Schönheit. In der Vorzeit und bei Naturvölkern der Gegenwart wurde Obsidian zur Herstellung von Schneidwerkzeugen (Messer, Lanzenspitzen) gebraucht. Moldawit oder Bouteillenstein (Pseudochrysolith) wird ein dunkelolivengrünes Glas bezeichnet, das in Knollen mit runzlicher Oberfläche in Sanden bei Budweis in Böhmen gefunden wird. Das Gestein ähnelt in seiner Zusammensetzung dem Obsidian, ist aber vollständig durchsichtig, rein und ohne Ausscheidungen. Die Frage, ob der böhmische Moldawit tatsächlich ein natürliches Gestein und nicht ein Kunstprodukt, ein Glasfluß, sei, ist noch nicht entschieden. Der Moldawit wird wegen seiner schönen Färbung geschliffen und als Schmuckstein verwendet. Tachylyt, Hydrotachylyt, Hyalomelan wird ein Basaltglas bezeichnet, das nur eine sehr untergeordnete Bedeutung besitzt.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 538.
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