Hängeplatte

[731] Hängeplatte (Deckplatte), weit vortretende Platte und wichtiges Glied des Hauptgesimses, das sich in den antiken und von diesen abgeleiteten Stilarten vorfindet und sowohl wagerecht als anzeigend (bei Giebeln) zur Anwendung kommt.

In der ältesten dorischen Bauweise tropfte tatsächlich das Regenwasser von ihr ab, deshalb bekam sie am Oberglied der Unterkante und der Stirnseite eine Wassernase. In dem ionischen und korinthischen Stile wurde zwar das Regenwasser in andrer Weise abgeleitet, es erhielt aber die Hängeplatte dennoch eine Wassernase, die aber hier auf die ganze Breite der Untersicht ausgedehnt wurde. Im korinthisch-ionischen Stile ist die ausladende Hängeplatte durch einfache glatte oder in geschwungener Form mit Blättern geschmückte Tragsteine (Konsolen) unterstützt, welche etwa in ihrer doppelten Breite voneinander stehen. Die dazwischenliegenden meist quadratischen Felder der Untersicht sind in starker Vertiefung als sogenannte Kassetten (s.d.) oder Kassaturen ausgearbeitet, aus welchen eine tief herabhängende Rosette (s. Blume, Bd. 2, S. 94) heraustritt, womit auch eine wesentliche Erleichterung des überspringenden Teils der Hängeplatte erzielt wird (s. Hauptgesims).


Literatur: [1] v. Mauch, Die architektonischen Ordnungen der Griechen und Römer, Berlin 1875. – [2] Handbuch der Architektur, II. Teil, Bd. 1, Baukunst der Griechen von J. Durm, Darmstadt 1889; II. Teil, Bd. 2, 3. Abschn., Baukunst der Römer von J. Durm, Stuttgart 1905. – [3] Breymanns Allgemeine Baukonstruktionslehre; Warth, D.O., Konstruktionen in Stein, 6. Aufl., Leipzig 1896.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 731.
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