Nadirinstrument

[558] Nadirinstrument, ein von Beck in Zürich angegebenes Instrument zur Zeit- und Polhöhenbestimmung aus Sterndurchgängen durch ein und denselben bestimmten Horizontalkreis (Almucantarate, s.d.; ferner a. Chronodeik).[558]

Das Instrument verdient mehr Berücksichtigung, als es bis jetzt gefunden hat. Es ist (von F.W. Breithaupt & Sohn in Cassel) in mehreren Formen hergestellt worden; die Figur zeigt die zweite Form mit zentrischem Fernrohr, wo die Absehenslinie nach dem Nadir gerichtet ist. Unter dem Objektiv ist zentrisch ein Prisma angebracht, dessen beide spiegelnde Flächen 120° gegeneinander und je 60° gegen die Vertikale geneigt sind. Die Normale dieser Flächen wird also einen Höhenkreis von 30° Zenitdistanz beschreiben und die Bilder von Sternen, die eine Zenitdistanz von 60° haben, werden in der Richtung des Fernrohrs (in senkrechter Richtung) nach oben reflektiert werden. – Ein Fadennetz im Fernrohr wird also genau den Moment erkennen lassen, in welchem der Stern die Zenitdistanz von 60° erreicht hat. Wird an einer Reihe von Sternen in verschiedenen Azimuten dieser Moment beobachtet, so läßt sich aus der Kombination dieser Angaben Polhöhe und Zeit sehr genau ableiten (Wahrscheinlichkeitsfehler der Breitenbestimmung aus ein bis zwei Sternen etwa ± 1''). – Die Methode der Messung gleicher Höhen hat in neuerer Zeit viel Eingang gefunden. Die Beobachtung ist sehr bequem, aber die Aufsuchung der Sterne und die schließliche Rechnung ist ohne zweckmäßige Tafeln meist etwas umständlich. Den von Beck konstruierten Nadirinstrumenten ist gemeinsam die Verwendung des vor das Objektiv gesetzten Prismas und das vertikal abwärts gerichtete, also biegungsfreie Fernrohr; dagegen kann die genau vertikale Stellung der Absehenslinie und damit die Einhaltung der gleichen Zenitdistanz nur durch Libelle oder Quecksilberhorizont in sekundärer Weise verbürgt werden; vgl. [1]–[4], zur Beurteilung der erreichbaren Genauigkeit auch [5] und [7].


Literatur: [1] Beck, Ueber ein neues Instrument zur Zeit- und Polhöhenbestimmung, Astron. Nachr., Bd. 126, S. 385 (1891, Nr. 3024); erste Form mit exzentrischem Fernrohr. – [2] Ders., Ueber die Anwendung eines Objektivprismas zur Zeit- und Polhöhenbestimmung, ebend., Bd. 130, S. 81 (1892). – [3] Ders., Zweite Form des Instruments mit vertikalem Fernrohr und Objektivprisma zur Zeit- und Polhöhenbestimmung, ebend., Bd. 136, S. 225(1894, Nr. 3255). – [4] Ders., Dritte Form des Nadirinstruments, ebend., Bd. 140, S. 119 (1896, Nr. 3344). – [5] Ders., Ueber die geographische Breite von Riga u.s.w., Riga 1895 (Messungen mit der ersten Form des Instruments). – [6] Ders., Resultate von Höhendurchgangsbeobachtungen, Astron. Nachr., Bd. 159, S. 134 (Nr. 3801–3802); enthält Angaben über Verbesserungen am Instrument und Beobachtungsreihen für die Polhöhe von Zürich 1899 u. 1900. – [7] Ders., Resultate von Höhendurchgangsbeobachtungen mit verbesserten Sternpositionen, ebend., Bd. 163, S. 194 (Nr. 3901).

Ambronn.

Nadirinstrument
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 558-559.
Lizenz:
Faksimiles:
558 | 559
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