Phosphorsäuredünger

[108] Phosphorsäuredünger sind von außerordentlicher Bedeutung als Düngemittel, wie schon aus dem Umstande genügend hervorgeht, daß einerseits Phosphorsäure in jeder Pflanze und in jedem Teile derselben enthalten, anderseits aber der Boden mehr oder weniger arm an Phosphorsäure ist. Sämtliche als Düngemittel in den Handel kommende Phosphate werden in bezug auf ihren Düngewert in basische und Superphosphate eingeteilt.

Die in der Natur vorkommenden Phosphate sind alle basische Phosphate, d.h. die in ihnen enthaltene Phosphorsäure hat mit Calcium, Eisen, Magnesium oder andern Basen gesättigte Salze gebildet. Diese phosphorsauern Salze sind aber in Wasser unlöslich und haben somit nur geringen Düngewert, weil die Pflanze nur lösliche Stoffe aufnehmen kann. Liebig schlug vor, die von der Natur gebotenen rohen unlöslichen Phosphate durch Behandeln mit Schwefelsäure in lösliche zu verwandeln. Dieses Verfahren nennt man Aufschließen und die so aufgeschlossenen rohen Phosphate Superphosphate. Trotzdem die Superphosphate drei- bis viermal teurer sind als die Rohphosphate, so ist doch ihre Verwendung in der Landwirtschaft bei weitem rationeller, und nur sie allein geben eine Garantie in bezug auf Schnelligkeit und Sicherheit der Wirkung. Bei längerem Lagern aber kann bei Gegenwart von Eisenoxyd oder Tonerde u.s.w. ein Teil dieser künstlich löslich gemachten Phosphorsäure wieder unlöslich werden, und man nennt deshalb diese Phosphorsäure zurückgegangene. Aus diesem Grunde eignen sich auch alle Rohphosphate, die genannte Substanzen enthalten, wie z.B. der Lahnphosphorit, nur sehr schlecht zur Darstellung von Superphosphaten. Noch ist die sogenannte präzipitierte Phosphorsäure, d.i. auf chemischem Wege gefällte Phosphorsäure, zu erwähnen; s. Kalk, phosphorsaurer.

Auch die rohen Phosphate werden schließlich von der kohlensäurehaltigen Bodenflüssigkeit aufgelöst; indes gehören dazu sehr große Wassermengen und eine sehr lange Zeit, so daß gerade die junge Pflanze, bei der es am wichtigsten ist, sie reichlich mit Nahrung zu versorgen, die Phosphorsäure noch nicht gelöst vorfindet. Außer der löslichen und unlöslichen Phosphorsäure ist noch die bodenlösliche zu nennen, d.h. eine Phosphorsäure, die in Wasser nicht wie die lösliche der Superphosphate aufgelöst wird, wohl aber (wenn auch in etwas längerer Zeit) von der Bodenflüssigkeit, worauf es doch schließlich im wesentlichen ankommt. Hierher ist die bereits erwähnte zurückgegangene Phosphorsäure zu zählen und diejenige, die in der Thomasschlacke (s.d.) enthalten ist. Von letzterer kommt daher im ersten Jahre nach Paul Wagner nur so viel zur Geltung, als ihrer Zitratlöslichkeit entspricht, und es muß daher zur Düngung das Quantum danach berechnet werden.

Deutschland konsumierte 1901 ca. 22000000 dz Phosphate, und zwar ca. 9000000 dz Superphosphat, ca. 10000000 dz Thomasmehl und ca. 3000000 dz sonstiger Phosphate.


Literatur: Wagner, P., Düngungsfragen, Heft I, Darmstadt 1894, Heft V, Berlin 1904; Weitz, Der landwirtschaftliche Raubbau, 3. Aufl., Berlin 1894; Wolff, Praktische Düngerlehre, 11. Aufl., Berlin 1889; Bersch, W., Moderne Landwirtschaft, Wien 1903.

Weitz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 108.
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