Stehbolzen

[277] Stehbolzen halten zwei Platten in federn Abstand, entweder als Schrauben (Fig. 1) oder als eingeschraubte Bolzen mit vernieteten Köpfen (Fig. 2). An Stelle des Säulchens (Fig. 1) genügt vielfach eine durchgehende Schraube mit einem zwischen den Platten eingesetzten Rohrstück.

Die Stehbolzen (Fig. 2) der Lokomotivkessel verbinden die ebenen Wände der inneren und äußeren Feuerbuchse in 70–100 mm Abstand und stehen in quadratischer Anordnung mit e = 100 bis 110 mm Entfernung. Die Stärke der Platten (s.d., Fig. 5–7) richtet sich nach der Befestigung der Bolzen. Die kupfernen Bolzen erhalten Gewinde von 26 mm, auch bis 30 mm Durchmesser und 10 (oder 11) Gänge auf 1'' engl.; eiserne Bolzen haben 23 mm Durchmesser. Die Zugspannung bei q Atmosphären Dampfüberdruck s = e2 q 4/π d12 erreicht für Kupfer 300–400 kg/qcm, für Schweißeisen 500, für Flußeisen 600. Am besten hat sich Mangankupfer mit 4–5% Mn bewährt [1] mit einer Zugfestigkeit von 3100 kg/qcm im kalten und im 200° warmen Zustande und einer Dehnung von 39 bezw. 34%, gegenüber reinem Kupfer von 1570 Zugfestigkeit bei 200° und 34% Dehnung. Die Deckenanker der Feuerbüchsen bestehen aus Eisen und werden etwas stärker als die Seitenwandstehbolzen gehalten. Infolge der Wärmeausdehnung hebt sich die Feuerbuchsdecke um mehrere Millimeter, so daß die oberen Reihen der Stehbolzen unter Verbiegung nachgeben müssen. Um den Bruch eines Bolzens durch Wasseraussickerung erkennbar zu machen, durchbohrt man sie auf 3 mm Weite wenigstens an der Außenseite. Nach dem Einschrauben des Bolzens wird das dazu benutzte Vierkant (Fig. 2) abgehauen, die überstehenden Enden werden vom Gewinde befreit und zu flachen Nietköpfen niedergeschlagen, schließlich wird die Durchbohrung außen wieder angebohrt.


Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1901, S. 826.

Lindner.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 277.
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