Unterseeboot [3]

[650] Unterseeboot . Die Entwicklung der Unterseeboote in Deutschland während des Krieges erstreckte sich im besonderen auf die ständige Vergrößerung der Verdrängung, die erfolgreichen Fahrten der deutschen Unterseeboote bis ins Aegäische Meer und zu der Ostküste Nordamerikas haben die Brauchbarkeit derselben für den Kreuzerdienst sowie die Möglichkeit erbracht, für die Aufrechterhaltung des Außenhandels Blockadebrecher nach dem Unterseebootsystem in Fahrt zu stellen.

Für die Steigerung der Leistungen der Dieselmaschinensätze ist insofern eine obere Grenze gesetzt, als nach praktischen Betriebserfahrungen mit einer Leistungssteigerung für den Zylinder über 250–300 PSe nicht zu rechnen ist. Die Zahl der Zylinder für Unterseeboote schwankt zwischen sechs und acht. Während die Dieselmaschinen für den Antrieb der Unterseeboote für die Ueberwasserfahrt sowie zum Aufladen der Akkumulatoren dienen, ist der elektrische Antrieb für die Unterwasserfahrt beibehalten. Versuche mit anderen Antriebsarten sind während des Krieges nicht gemacht worden. Bei der Konstruktion des Schiffsrumpfes ist an dem Grundsatz des Tauchbootes festgehalten, doch hat die Form der um den Druckkörper herumgebauten, nicht druckfesten Tauch- und Oeltanks entsprechend der Ausbildung der Angriffswaffe der Unterseeboote mannigfache Aenderungen erfahren. Neben der Torpedowaffe kam im Kriege alsbald die Minenwaffe für Unterseeboote auf, um unbemerkt feindliche Häfen und Flottenstützpunkte durch Minen zu sperren. Die Minen wurden anfänglich im Vorschiff in zylindrischen, geneigt angeordneten Schächten in zwei bis drei Lagen übereinander gelagert und nach Lösen eines Sperrhebels vom Kommandoturm aus einzeln fallen gelassen, wobei das Unterseeboot über die sinkenden Minen hinwegfahren mußte; später wurden die Minen in horizontal angeordneten Rohren im Achterschiff gelagert und nacheinander nach hinten ausgeworfen. Die Torpedoarmierung nahm mit Steigerung der Schiffsabmessungen an Zahl der Rohre und Torpedos zu. Die Lanzierrohre wurden sowohl in den Druckkörper vorne und achtern eingebaut, als auch auf den Druckkörper im Schütze des Aufbaus gelagert. Während die Torpedos aus ersteren Rohren von den Torpedoräumen aus lanciert wurden, erfolgte das Ausstoßen der Torpedos aus den letzteren vom Kommandoturm aus. Die Geschützarmierung stieg allmählich von den 5-cm-Geschützen zu den 10,5-cm- und 15-cm-Schnellfeuergeschützen. Die Engländer haben sogar während des Krieges ein Unterseeboot mit einem 30,5-cm-Geschütz gebaut und im Dienst gehabt. Die Geschütze bleiben beim Unterwasserfahren der Unterseeboote auf Deck stehen, ohne versenkt zu werden. Die Mittel zum Unterwasserfahren, Tauchtanks, Horizontalruder und Sehrohre, sind im Prinzip dieselben geblieben, doch wurden die Konstruktionseinzelheiten ständig vervollkommnet.

Die als Blockadebrecher gebauten Handelsunterseeboote »Deutschland« und »Bremen« stellen einen vergrößerten Unterseeboottyp dar mit völligeren Schiffsformen, da auf eine größere Ueberwassergeschwindigkeit mit Rücksicht auf die Begrenzung der Leistung der Dieselmaschinen sowie den Brennstoffvorrat verzichtet werden mußte. Bei einer Länge von 65 m, einer Breite von 9 m und einem Tiefgang von 4,5 m erreichten die Schiffe eine Ueberwasserverdrängung von rund 2000 t, und die Tragfähigkeit soll 750 t betragen. Dieselbe konnte durch die völligeren Formen sowie den Fortfall der Torpedo- und Geschützarmierung und Beschränkung der elektrischen Kraftreserve für die Unterwasserfahrt gewonnen werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß ein Teil der Ladung, soweit dieselbe seewasserbeständig ist, außerhalb des Druckkörpers in den Außentanks in Verbindung mit dem Seewasser mitgeführt wurde. Naturgemäß ist die Ladefähigkeit im Vergleich zu gewöhnlichen Handelsschiffen klein und demnach die Rentabilität in Friedenszeiten ungenügend. Für die hohen Kriegsfrachtsätze war eine Verzinsung nach mehreren glücklichen Fahrten zu erwarten. Leider ist diese Hoffnung durch die scharfe Verfolgung der Blockadebrecher nicht in Erfüllung gegangen und durch die Kriegserklärung der Vereinigten Staaten vollends vernichtet worden.


Literatur: [1] Jul. Küster, Das Unterseeboot als Kriegs- und Handelsschiff, Berlin 1918. – [2] H. Techel, Der Bau von Unterseebooten auf der Germania-Werst, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1919, S. 1049. – [3] F. Schürer, Die deutschen Unterseeboote, »Schiffbau«, 23. April 1919. – [4] Ders., Deutsche Unterseeboote für Küstengewässer, B-Klasse, ebend., 25. Juni 1919. – [5] Dr.-Ing. F. Werner, Deutsche Unterseeminenleger für Küstengewässer, C-Klasse, ebend., 8. Okt. 1919. – [6] Simon Lake, The submarine in War and Peace, Philadelphia und London 1919.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 650.
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