Anhydrīde

[531] Anhydrīde (v. griech. anydros, »wasserlos«), chemische Verbindungen, die aus Hydraten, Säuren oder Basen durch Wasserverlust entstehen. Metalloxyde sind die A. der Metallhydroxyde oder Metalloxydhydrate. Aus Calciumhydroxyd Ca(OH)2 wird durch Erhitzen Calciumoxyd CaO, aus Kaliumhydroxyd 2KOH wird Kaliumoxyd K2O, indem sämtlicher Wasserstoff mit der erforderlichen Menge Sauerstoff in Form von Wasser austritt. Ebenso geben die Säuren A., z. B. Schwefelsäure H2SO4Schwefelsäureanhydrid SO3. Bei organischen Säuren tritt an die Stelle des durch Metall vertretbaren Wasserstoffs der Säuren ein Säureradikal. Aus Essigsäure C2H3O.OH entsteht Essigsäureanhydrid C2H3O.O.C2H3O, und wenn statt des Radikals der betreffenden Säure das Radikal einer andern Säure eintritt, ein gemischtes Anhydrid. A. haben den Charakter der Säuren oder Basen vollständig verloren, gehen aber bei Berührung mit Wasser oft sehr leicht in solche über. Verbindungen, welche die Gruppe OH mehrmals enthalten, können unvollständige A., Anhydroxyde (Anhydrohydrate), bez. Anhydrosäuren bilden. Neben Eisenhydroxyd Fe2H6O6 und Eisenoxyd Fe2O3 bestehen noch Goethit Fe2H2O4 und Brauneisenstein Fe4H6O9, neben Phosphorsäure H3PO4 bestehen H4P2O7 und HPO3.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 531.
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