Antiphon

[586] Antiphon, der älteste der zehn »attischen Redner« (s. d.), geb. um 480 v. Chr. in Rhamnus. Ein hervorragendes Mitglied der oligarchischen Partei und besonders bei Einsetzung des Rates der Vierhundert und den Friedensverhandlungen mit Sparta beteiligt, wurde er nach dem Sturz der Oligarchie des Hochverrats angeklagt und trotz seiner glänzenden Verteidigungsrede 411 zum Tode verurteilt. Er war Begründer der kunstmäßigen Beredsamkeit, die er in einer eignen rhetorischen Schule mit großem Beifall lehrte, und der erste, der für andre gerichtliche Reden schrieb. Von seinen Reden sind bloß 15 erhalten, sämtlich auf Mordprozesse, aber nur 3 auf wirkliche Fälle bezüglich; die übrigen, »Tetralogien« genannt, weil je vier denselben Gegenstand als erste und zweite Rede des Anklägers und Verteidigers behandeln, sind Schulreden (hrsg. außer in den Sammlungen der Redner von Blaß, 2. Aufl., Leipz. 1881; Wortindex von Cleef, New York 1895). Vgl. Blaß, Die attische Beredsamkeit, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 586.
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