Antĭphon

[571] Antĭphon, 1) Athener, wollte dem Philippos die athenische Flotte verrathen, deshalb von Demosthenes angeklagt u. 332 o. Chr. hingerichtet; 2) A., aus Rhamnus in Attika, geb. 480 (479) v. Chr., Tragiker, später hochgeachteter Rhetor, war der erste, welcher die Theorie der Redekunst auf politische Gegenstände anwendete; er fertigte für Andere Reden um Geld u. Reden über erdichtete Fälle; öffentlich soll er selbst nur Eine Rede gehalten haben. Im Peloponnesischen Kriege unterstützte er die Athener mit seinem Vermögen u. befehligte zu Wasser u. zu Lande, ward aber wegen des Verdachts, die demokratische Verfassung stürzen zu wollen, 411 v. Chr. hingerichtet. Im Alexandrinischen Kanon wurde er unter den Rednern an die erste Stelle gesetzt. Die noch übrigen 17 Reden sind herausgeg. zuerst Vened. 1513, Fol., dann in der Reiskeschen, Beckerschen, Baiter-Sauppeschen u. Müllerschen Ausgabe der griechischen Redner, einzeln von Mätzner, Berl. 1838; 3) A. Teratoskopos, aus Athen, Sophist u. Redner; seine Schriften über Träume, Vorzeichen etc. verl.; 4) A., Tragischer Dichter, erst in Athen dann bei Dionysios von Syrakus, er kritisirte dessen Tragödien freimüthig u. wurde deshalb von dem Tyrannen zum Tode verurtheilt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 571.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: