Baldăchin

[297] Baldăchin (franz. Baldaquin, ital. Baldacchino), eine verzierte, von Säulen getragene oder auch an der Wand befestigte Decke über einem Thron, einem Bett, einer Kanzel etc., auch ein auf vier Stangen getragener viereckiger Schirm von Seide, Brokat oder andern reichen Stoffen. Man trug früher einen solchen B. häufig bei feierlichen Aufzügen über fürstlichen und andern vornehmen Personen; jetzt kommt er in Europa nur noch bei den Prozessionen der katholischen Kirche vor, wo der die Monstranz tragende Geistliche unter dem B. (Traghimmel) geht. Das Wort wie die Sache stammen aus dem Orient, wo die Herrscher und Vornehmen teils aus Rücksicht auf die heißen Sonnenstrahlen, teils zum Zeichen ihres Ansehens sich selten anders als unter einem oft von den Großen des Volkes getragenen oder auf dem Rücken eines Reittieres befestigten B. zeigen. – In der Architektur ist B. ein kleines, von Konsolen oder Säulchen getragenes Dach über Kanzeln oder Statuen, vorzugsweise in der Gotik, wo es eine nach drei Seiten offene Nische bildet und außen an Türmen und Strebepfeilern, im Innern an Säulen oder Pfeilern angebracht wird.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 297.
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