Bellman

[615] Bellman, Karl Michael, schwed. Dichter, geb. 4. Febr. 1740 in Stockholm, gest. 11. Febr. 1795, versuchte sich als Beamter in der Reichsbank und in andern Ämtern, war aber für derartige geordnete Beschäftigungen nicht veranlagt, erhielt von Gustav III. einige Sinekuren, die Freunde verwalteten, verlor sie nach des Königs Ermordung und starb im Elend. Seine Jugendgedichte »Zions Högtid«, in seinem religiösen Elternhaus entstanden, waren kindlich religiös, auch die letzten im Elend reuevoll religiös; sonst ist B. ein beim Königsmahl und im Freundeskreise beim Becher improvisatorisch schaffender Dichter jubelnder Trink- und sinnlicher Liebeslieder, zu denen er selbst im Anschluß an französische Chansons Melodien verfaßte, die von Anwesenden aufgeschrieben wurden. In »Fredman's Epistlar« und »Fredman's Sänger« veröffentlichte er dagegen durchgefeilte Gedichtzyklen mit anschaulichen humorvollen Schilderungen des Kneiplebens, satirischen Bildern des gezierten Hoflebens und sittenlosen Bürger- und kriechenden Lakaientums, der Soldaten und des Elends der Massen, auch mit stimmungsvollen Naturschilderungen, alles von Humor überstrahlt. Bellmans Gedichte (in[615] einer Prachtausgabe gesammelt von Carlén, 1861, 5 Bde.; 1881, 4 Bde.) sind unübersetzbar; die Übertragung A. v. Winterfelds (Auswahl, Berl. 1856) ist ungenügend, eine andre besorgte Willatzen (Brem. 1892). Im Tiergarten zu Stockholm wurde 1829 eine kolossale Bronzebüste des Dichters (von Byström modelliert) aufgestellt, 1872 ein Standbild von Nyström. Vgl. N. Erdmann, Carl Michael B. (Stockh. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 615-616.
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